Heute ist die Bloggerin Rebecca zu Gast im Frugales Glück-Podcast. Rebecca bloggt seit über vier Jahren auf Frei-mutig.de über Minimalismus, Finanzen und gute Gewohnheiten. Sie kommt gebürtig aus der Nähe von Würzburg und lebt seit 11 Jahren mit ihrem Mann in Münster.
Wir haben darüber gesprochen, wie Minimalismus hilft, finanzielle Freiheit zu erreichen – nicht nur durch weniger Konsum, sondern auch durch mehr Bewusstsein für echte Bedürfnisse.
Rebecca erzählt, welche Ausgaben sie gestrichen hat, was sie heute als überflüssig sieht und warum finanzielle Rücklagen so wichtig sind.
Außerdem geht es um Wohlstand jenseits von Geld: Was bedeutet es wirklich, frei zu sein? Und wie können wir finanzielle Unabhängigkeit im Alltag praktisch umsetzen?
Shownotes
- Rebeccas Blog: Frei-mutig.de
- Rebeccas Newsletter
- Eine Auswahl von Rebeccas Blogbeiträgen über finanzielle Freiheit, Sparen und mehr:
Transkript
Marion: Hallo Rebecca, herzlich willkommen im Frugales-Glück-Podcast! Schön, dass du da bist.
Rebecca: Ja Marion, vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich, da zu sein.
Marion: Wir wollen ja heute über Minimalismus und finanzielle Unabhängigkeit sprechen. Was bedeutet es denn eigentlich, finanziell unabhängig zu sein bzw. vielleicht als erstes: Was ist es eigentlich?
Marion: Wir wollten ja heute über finanzielle Unabhängigkeit und Minimalismus sprechen, und vielleicht magst du als erstes mal erklären – du hast ja einen Artikel dazu auch auf deinem Blog veröffentlicht, „Frei, mutig“. Ich habe den gelesen. Er ist ganz toll. Also verlinke ich auch in den Shownotes zu dieser Folge. Was bedeutet denn eigentlich finanzielle Unabhängigkeit? Das ist ja so ein Schlagwort. Was verstehst du darunter?
Rebecca: Ja, also vielleicht erst mal zur Abgrenzung finde ich es ganz hilfreich, sich zu überlegen: Was ist, wenn man finanziell abhängig ist? Also wenn man Schulden hat, ist man vielleicht abhängig von der Bank oder auch von seinem Arbeitgeber aufs regelmäßige Einkommen angewiesen. Und da sind eben auch die Handlungsmöglichkeiten, die man so hat, irgendwo eingeschränkt. Man empfindet vielleicht auch mehr Stress oder macht sich Sorgen darüber, wie man Schulden zurückzahlen kann.
Und im Gegensatz dazu ist eben finanzielle Unabhängigkeit oder Freiheit, wie man es auch immer definieren möchte, so ein Zustand, wo man freier entscheiden kann, wo man vielleicht ein finanzielles Polster hat, auf das man zugreifen kann. In Notsituationen, wo man auch einfach freier in seiner Berufswahl ist, in seinen allgemeinen Entscheidungen über seine eigene Zeit freier entscheiden kann. Gehen wir, glaube ich, später auch noch darauf ein. Das würde ich jetzt erst mal so zum Einstieg definieren.
Marion: Also, du hast in dem Artikel auch geschrieben – das hat mich total geschockt – dass fast 40% der Deutschen nicht mal eine finanzielle Rücklage in Höhe von 1.000€ haben. Da habe ich echt gedacht: Wow! Also 1.000€? 40%, das bedeutet ja, dass fast die Hälfte fast gar nicht spart. Im Grunde genommen.
Rebecca: Ja, also muss man sich natürlich auch überlegen, wie das kommt. Aber was bedeutet das im Prinzip wirklich, wenn auch mal ein großes Gerät, vielleicht im Haushalt kaputt geht, der Kühlschrank oder die Waschmaschine? Also, das kann einen dann wirklich schon so in die Bredouille bringen, dass man gar nicht so genau weiß, wie man das jetzt aus seinen laufenden Einnahmen eigentlich bezahlen soll, und das finde ich auch schockierend.
Marion: Und wie lange bist du schon Minimalistin? Was würdest du sagen?
Rebecca: Also das hat vor ungefähr 10 Jahren angefangen, als ich zu meinem Freund in seine Studentenwohnung gezogen bin. Und da habe ich mich eigentlich so das erste Mal mit Minimalismus beschäftigt, weil wir einfach auf so einer kleinen Fläche mit zwei Haushalten zusammengezogen sind und ich einfach eine Lösung für unser Platzproblem gesucht habe.
Und irgendwann bin ich dann auch dahinter gekommen: Vielleicht liegt es gar nicht nur an unserem begrenzten Platz, sondern vielleicht liegt es auch wirklich einfach an den Dingen, die wir haben. Also dass wir vielleicht zu viel haben, viele Sachen, die wir gar nicht gebrauchen. Und ja, so bin ich dazu gekommen.
Marion: Ja, spannend durch den Zusammendruck. Und kannst du mal erzählen, wie Minimalismus deine finanzielle Situation verändert hat?
Rebecca: Ich habe damit angefangen, erst mal mir einen Überblick zu verschaffen über meine Finanzen. Also was man ja oft gerne verdrängt oder einfach auf die Zukunft schiebt. Und auch einfach zu schauen: Was habe ich so für Verträge, für Sparguthaben? Also einfach sich mal so eine Klarheit zu verschaffen.
Zum anderen habe ich dann aber auch durch Minimalismus hier und da Sparpotenziale einfach gefunden. Also, ich habe einfach angefangen, bewusster Geld auszugeben, mir genauer zu überlegen: Okay, wofür möchte ich mein Geld ausgeben? Und dadurch konnte ich dann auch mehr sparen und auch anfangen zu investieren.
Marion: Und kannst du mal ein Beispiel nennen? Also für so unnötige Ausgaben, die du vielleicht vorher hattest, die dir gar nicht aufgefallen sind, dass sie unnötig sind und die du dann durch Minimalismus gestrichen hast, dass du dann dieses Sparpotenzial auf einmal hattest?
Rebecca: Ja, also ich erinnere mich, dass ich früher total oft am Wochenende, so als Freizeitbeschäftigung einkaufen gegangen bin und dann einfach so den ganzen Samstag durch die Einkaufsstraßen, durch die Einkaufszentren gegangen bin. Und ja, total viele Klamotten auch gekauft habe.
Ja, zum einen glaube ich schon aus Langeweile, vielleicht auch, weil man sich irgendwie belohnen wollte für eine anstrengende Woche. Und ja, das war irgendwie so ein Mittel, einfach um das auszugleichen.
Und das ist heute gar nicht mehr so. Also wenn ich Lust auf einen Bummel habe, okay, dann mache ich das ganz bewusst. Aber wenn ich dann nichts kaufe, ist das auch nicht schlimm. Dann bin ich jetzt auch nicht enttäuscht.
Marion: Ja, interessant. Das war bei mir früher auch so. Das war sowieso, glaube ich, für viele, vor allem Mädchen und Frauen irgendwie so eine Standardbeschäftigung am Wochenende oder auch in den Ferien. Wir sind dann mit dem – wie hieß das? – Schülerferien-Ticket in die ganzen großen Städte in Niedersachsen gefahren und haben da die Fußgängerzone unsicher gemacht und New Yorker und diese Läden damals irgendwie, die gerade so in waren. Und das war echt so ein Standard-Ding.
Wenn ich jetzt irgendwas Neues wirklich kaufen muss – ich heirate zum Beispiel bald – und dann habe ich meinem Verlobten ein Sommerkleid gezeigt. Das ist nicht wirklich schick, aber es ist okay. Und ich habe ihm das gezeigt und meinte: „Na, das ist vielleicht ein bisschen dunkel. Vielleicht könnte ich ein neues Kleid kaufen, nur für die Standesamtliche.“ Und dann dachte ich schon: „Okay, jetzt muss ich – wann mache ich denn das jetzt?“ Also, ich habe da schon gar keine Lust dazu, das zu machen, während das früher? Ja, okay, Samstagnachmittag, klar. Das mach ich halt so.
Also, das ist schon interessant, wie sich das ändert und wie viel Geld man da spart. Also alleine, selbst wenn man früher nichts gekauft hat – dieser Kaffee zum Mitnehmen oder, okay, als Teenager waren wir dann irgendwie Pommes essen oder so – schon alleine dadurch spart man ja viel Geld, indem man das weglässt.
Rebecca: Ja, und was mir auch aufgefallen ist, dass ich über diese ganzen Werbeanzeigen auch gar nicht mehr Lust gemacht bekomme sozusagen auf die neuesten Trendprodukte. Also, oft weiß ich gar nicht: Was ist jetzt gerade in der Werbung? Was ist jetzt gerade angesagt? Ich kriege das dann mit bei Kollegen oder bei Freunden, dass die irgendwie alle auf einmal von irgendeinem neuen Produkt reden, das ich noch nie gehört habe, was man jetzt aber offensichtlich unbedingt braucht. Das ist mir auch aufgefallen. Also dadurch wird man auch weniger verleitet.
Marion: Also würdest du sagen, dass eigentlich einer der ersten oder wichtigsten Schritte ist, um auch weniger Geld auszugeben, dass man diesen Werbereiz ausschaltet oder so weit es geht reduziert?
Rebecca: Ja, das kann man wirklich machen. Also man verpasst da wirklich auch nichts. Und das geht ja auch ganz einfach. Also, man kann Newsletter abbestellen, die nur Werbung enthalten, oder man kann ja Adblocker einstellen am Computer. Also, da gibt es ja ganz viele Möglichkeiten, das Hereinströmen der Werbung wirklich im Alltag zu begrenzen.
Marion: Das stimmt. Bist du auf Instagram?
Rebecca: Ja, ich war da mal. Und dann habe ich mich aber auch bewusst wieder dagegen entschieden.
Marion: Ja, und Instagram ist ja auch so ein großer Faktor. Nicht nur die direkte Werbung, die dazwischen eingeblendet wird, wo auf einmal mysteriöserweise Sachen auftauchen, über die man irgendwie mit jemandem vorher geredet hat. Und plötzlich werden die als Werbung angezeigt oder so, sondern auch so indirekte Werbung – irgendwelche Leute zeigen irgendwelche Produkte usw. Also, da schaltet man ja auch eine riesige Quelle von Werbung aus, indem man nicht auf Instagram aktiv ist.
Rebecca: Ja, oder zum Beispiel auch bei Youtube oder bei allen sozialen Medien prinzipiell.
Marion: Und du schreibst in dem Artikel: „Ohne finanzielle Rücklage bleibt man immer unfrei.“ Das würde ich einen guten Satz nennen.
Was würdest du denn sagen – gerade wenn es jetzt um Schulden geht – wie kann Minimalismus dabei helfen, auch Schulden abzubauen? Weil Schulden halten einen besonders stark in diesem Hamsterrad von: „Ja, man muss Geld verdienen, man ist eben gebunden an seinen Job, an den Arbeitgeber, an die Bank.“ Also wie kann Minimalismus einem da raushelfen?
Rebecca: Ja, ich glaube, der Ansatz beim Minimalismus wäre, dass man vielleicht bei anderen Ausgaben dann mehr sparen kann, dass man also wirklich auch beim Zurückzahlen seiner Schulden einfach vorankommt, vielleicht auch schneller vorankommt, wenn man bewusster konsumiert.
Und ja, dass man einfach auch versteht, dass dieser kurzfristige Konsum, wofür man vielleicht Schulden gemacht hat – also manche finanzieren sich dadurch ja ein Auto oder eine Reise – dass das ja oft so von kurzer Dauer auch ist. Also, man gewöhnt sich dann daran oder eine Reise ist dann eben auch irgendwann vorbei. Aber die Schulden, die bleiben dann noch Monate oder Jahre.
Wenn man das abwägt, dann würde ich mich jetzt persönlich also immer für diese finanzielle Freiheit entscheiden, und ja, vielleicht versuchen dann bei dem Beispiel Auto oder Reise, das vorzufinanzieren aus dem Geld, das ich eben habe, das ich gespart habe.
Marion: Ja. Und also, mittlerweile kann man ja, selbst wenn man Waschmaschinen kauft. Oder was kauft man noch so? Handys natürlich, alles Mögliche kann man irgendwie 20€ im Monat abbezahlen? Das ist ja super verlockend. Wenn jemand da nicht so drüber nachdenkt, dann ist man da schon in so einer Falle drin und hat mehrere Kredite. Und dann kann man vielleicht gerade nicht mehr arbeiten, kriegt weniger Geld. Und dann hat man echt ein Problem. Also ich denke auch, dass Schulden wirklich auf jeden Fall zu vermeiden sind.
Aber was ich auch ganz tückisch finde, ist diese Hauskaufgeschichte. Du wohnst ja – wohnst du noch in Münster?
Rebecca: Ja.
Marion: Ja, das ist ja auch so ein Gebiet, wo viele Menschen Häuser kaufen, dann irgendwann. Ich komme aus dem Emsland. Also wenn man da kein Haus kauft, dann hat man es irgendwie nicht geschafft, wenn man da in einer Mietwohnung wohnt.
Aber natürlich legen die Menschen das Geld nicht bar auf den Tisch für das Haus, sondern die nehmen Kredite auf. Und dann tritt ja genau das ein, was du am Anfang sagtest: Also dann ist man finanziell abhängig, und zwar nicht nur für die – keine Ahnung – für die nächsten 2 Jahre, weil man seinen Superurlaub da abbezahlt, sondern für die nächsten 20 Jahre, um in diesem Haus dann irgendwann kostenlos zu wohnen.
Ja, da muss man eben auch Vollzeit arbeiten. Wenn man Kinder hat, dann müssen die Kinder die ganze Zeit in die Betreuung, weil beide Eltern Vollzeit arbeiten müssen. Und ich finde, Häuser und Immobilien bringen einen besonders stark in diese Spirale aus: „Ich muss arbeiten. Ich kann irgendwie nicht… Ich muss dieses Geld reinbekommen, um dann diese Schulden abzubezahlen.“
Rebecca: Ja, also natürlich gibt es Situationen, wo Schulden auch sinnvoll sein können. Also wenn man irgendwie auch unternehmerisch tätig ist, und ich möchte jetzt auch den Hauskredit, also möchte jetzt auch gar nicht grundsätzlich in Abrede stellen, aber man muss sich schon bewusst sein, dass es in der Regel auch ein Klumpenrisiko ist, wenn man wirklich so einen sehr großen Teil seines Geldes einfach bindet.
Ich komme auch aus einer ländlichen Gegend, aus Unterfranken. Da ist es auch so, dass ein Eigenheim ja eigentlich so das Standardziel ist für jeden, und das ist aber auch, was sich, glaube ich, auch bei mir verändert hat durch Minimalismus, also dass ich auch sehe, dass es Situationen gibt, wo eine Mietwohnung auch wirklich sinnvoll sein kann, wo man eben überschaubare Kosten hat, wo man aber auch flexibler ist. Das sind so Punkte, da hilft einem Minimalismus, einfach so ein bisschen klarer drauf zu schauen.
Marion: Und was würdest du denn sagen? Was bedeutet Wohlstand für dich?
Rebecca: Also Geld und finanzielle Unabhängigkeit gehört für mich schon zu Wohlstand dazu. Es ist aber nicht alles. Also, Geld allein macht eben nicht glücklich, sondern für mich hat Wohlstand viel mehr Facetten.
Also, es geht auch darum, Zeit zu haben für die Dinge, die einem wichtig sind, die einem Freude bereiten. Also das ist auch für jeden ein bisschen anders. Für den einen ist es Zeit für die Familie oder für Freunde, für soziale Kontakte, für den anderen vielleicht auch Zeit für Hobbys, Zeit in der Natur oder einfach einem Job nachzugehen, der einen total erfüllt, oder eine Auszeit vom Job zu nehmen. Das sind für mich alles Punkte, die man unter Wohlstand fassen könnte.
Marion: Fällt dir etwas ein, das du durch Minimalismus gewonnen hast, das wertvoller ist als einfach nur Geld?
Rebecca: Ja, also einfach auch, dass ich mich selbst besser kennengelernt habe. Also, was meine Werte sind, aber auch meine Ziele und Träume im Leben, was mir einfach wichtig ist.
Dadurch, dass man sich bei Minimalismus auch sehr viele Fragen stellt, wofür man eben zum Beispiel sein Geld ausgeben möchte, wen man unterstützen möchte, wen nicht. Da ist jetzt einfach so eine viel größere Klarheit eingetreten.
Aber ich habe jetzt auch schon gemerkt in den letzten Jahren, dass sich auch in meinem Handeln, in meinem Alltag sehr viel verändert hat. Also, ich konnte zum Beispiel meine Arbeitszeit reduzieren. Ich konnte auch eine Auszeit vom Job nehmen. Also ich bin zum Beispiel den Jakobsweg gegangen, habe meinen Blog aufgebaut, ich habe wieder angefangen zu reiten. Also das sind so ganz viele Beispiele, wo man wirklich auch im Alltag so eine Veränderung sieht. Aktuell arbeite ich an einem Buch.
Das sind für mich auch alles Formen der Freiheit, die eben auch durch finanzielle Freiheit möglich gemacht werden.
Marion: Ja, ich finde, auch bei Minimalismus kommt mir das immer so vor, als würde man durch diesen ganzen Ballast, der in verschiedenen Schichten um einen so rum ist – einfach weil wir in dieser Art von Gesellschaft leben, haben ja die meisten Menschen einfach zu viele Sachen, zu viele Verpflichtungen, zu viel von allem eigentlich – und wenn man diese Schichten dann so abschält, dann kommt eigentlich das zum Vorschein.
Also erst mal kommt vielleicht eine Leere auch zum Vorschein. Viele Menschen decken ja auch so eine innere Leere zu durch Dinge oder durch Beschäftigtsein, zum Beispiel. Und wenn das dann erst mal weg ist, dann merkt man auf einmal: Wer bin ich denn eigentlich, was mag ich denn eigentlich gerne? Womit würde ich meine Zeit verbringen? Und dann hat man auf einmal die Freiheit und den Raum, wirklich Dinge umzusetzen – also ein Buch schreiben. Wie cool ist das? Ich weiß gar nicht. Da gibt es bestimmt auch Statistiken, wie viele Menschen davon träumen, ein Buch zu schreiben. Ja, mehr als einfach nur eine Idee. Das bleibt dann einfach immer nur eine Idee. Und viele Menschen setzen das einfach nicht um, weil sie so ein bisschen gefangen sind in diesem ganzen Ballast, der so um sie herum ist.
Rebecca: Was ja im Prinzip auch total traurig ist, wenn man sich das überlegt. Aber ja, also genau wie du sagst, durch Minimalismus erhält man immer auch so diese positive Freiheit. Also da wirklich Raum zu schaffen, Zeit zu schaffen, Ressourcen freizuschaufeln, um solche Dinge umzusetzen.
Marion: Und was würdest du jetzt sagen, wenn jetzt jemand denkt: „Okay, ich möchte auch finanziell unabhängiger werden. Ich habe jetzt genug.“ Was könnte die Person als erstes machen? Was sind so die ersten Schritte?
Rebecca: Ich würde zuallererst empfehlen, sich wirklich so wie ich auch einen Überblick zu verschaffen, wirklich schwarz auf weiß: Was sind meine Einnahmen jeden Monat? Was sind die Ausgaben? Da kann man ein Haushaltsbuch führen, ganz klassisch mit Stift und Papier oder eine Excel-Datei führen. Es gibt auch Apps.
Sich einfach anzuschauen: Okay, wo stehe ich? Was habe ich für Guthaben? Was habe ich für Verträge, irgendwo noch einen Bausparvertrag? Also erst mal zu schauen: Wie sieht es einfach gerade aus? Bin ich finanziell irgendwo abhängig? Oder kann ich mich da auf einen guten Weg machen?
Und wenn man das gemacht hat, würde ich empfehlen, dass man sich mal seine Ausgaben näher anschaut und überlegt: Also was brauche ich wirklich, was bietet mir wirklich einen Mehrwert? Oder was kann ich mir vielleicht in Zukunft sparen?
Also ich denke zum Beispiel daran: Früher sind wir sehr oft auswärts Essen gegangen oder haben beim Lieferdienst bestellt. Und also, das ist auch schön, wenn man das ab und zu mal macht. Aber das sollte keine Regelmäßigkeit haben. Also braucht man, finde ich zum Beispiel, nicht mehrmals die Woche. Und also dieses Geld kann man sich, finde ich, sparen, wenn man selber kocht – ist auch oft gesünder.
Und ja, sich dann eher mit sowas belohnen, wenn man vielleicht auch was anderes umgesetzt hat, was man sich vorgenommen hat. Also, da gibt es ja ganz viele Möglichkeiten, einfach zu sparen. Ich denke, auch auf deinem Blog, auf meinem Blog gibt es da noch ganz viele Spartipps, die wir weitergeben können, können wir vielleicht auch nochmal verlinken.
Und wenn man dann so Sparpotenziale wirklich gefunden hat, dann sollte man in meinen Augen auch regelmäßig sparen, also am besten Dauerauftrag einrichten, jeden Monat einen Teil zurücklegen, bis man erst mal so ein Finanzpolster, so einen Notgroschen angespart hat, dass man also auch ein paar Monate seine Finanzen, seine Ausgaben decken kann.
Und irgendwann später kann man dann auch ans Investieren denken. Aber das wären mal so die ersten Schritte, glaube ich, die jeder also jetzt sofort umsetzen kann.
Marion: Und du persönlich – oder würdest du das empfehlen, dass man so eine Budgetierung macht, also zum Beispiel für verschiedene Kategorien, zum Beispiel Lebensmittel, dass du siehst: „Okay, ich gebe so und so viel aus. Aber eigentlich will ich so und so viel ausgeben“, dass du dir dann so Ziele setzt und versuchst, sie zu erreichen, und das auch kontrollierst?
Rebecca: Also ich mache das selbst nicht, also ich habe nicht wirklich ein Budget. Ich versuche, da einen Überblick zu behalten. Aber ich glaube, wenn man wenig finanziellen Spielraum hat, dann finde ich Budgets schon sinnvoll. Also, wenn man wirklich ja wirklich nicht viel Spielraum hat, dann ist es, glaube ich, sehr hilfreich.
Marion: Weil, dann weiß man auch genau. Okay, ich wollte jetzt – nur sagen wir – 250€ für Lebensmittel ausgeben, und wenn man dann in der Hälfte des Monats merkt: Okay, ich habe schon 150 ausgegeben, dann wird man vielleicht auch kreativer und macht mehr mit den Dingen, die man eh noch zu Hause hat, usw.
Rebecca: Und also, wenn man wirklich auch so finanziell knapp bei Kasse ist, würde ich auch immer empfehlen, auf jeden Fall bar zu bezahlen. Man sieht einfach im Portemonnaie: Wie viel Geld habe ich noch? Es ist Geld – also man sieht es einfach beim Ausgeben. Und wenn man mit Karte bezahlt, verliert man eben schnell den Überblick und gibt mehr raus, als man eigentlich ausgeben möchte.
Marion: Das ist ein super interessanter Punkt. Ich habe auf deiner Seite auch gesehen, du hast auch einen Beitrag darüber, warum man öfter mal bar bezahlen sollte. Das finde ich total interessant. Gehst du denn persönlich so vor, dass du dir für den Monat einen bestimmten Betrag abhebst und dann immer bar bezahlst?
Rebecca: Also, ich versuche wirklich immer bar zu bezahlen.
Marion: Wow.
Rebecca: Also ja, leider gibt es Läden, da kann man nicht bar bezahlen, wobei ein Laden, der hat mittlerweile wieder Barzahlung eingeführt. Da habe ich mich auch gefreut. Aber nee also, wie gesagt, ich habe nicht so ein Budget, aber ich hebe mir regelmäßig Geld ab, sodass ich dann irgendwie bar bezahlen kann.
Marion: Was ist denn aus dem Artikel? Was ist denn so der Hauptvorteil daran, bar zu bezahlen? Was würdest du sagen?
Rebecca: Es hat für mich ganz viele Vorteile, also die Übersicht zu behalten ist ein Vorteil. Ich finde es auch wichtig. Das ist jetzt nochmal so ein anderer Punkt von Freiheit und Unabhängigkeit, also dass zum Beispiel keine Daten gesammelt werden, dass meine persönlichen Daten da nicht ausgelesen werden. Ich finde, das ist wichtig.
Marion: Ja, das ist schon ein super wichtiger Punkt. Ich wollte neulich so eine AI, irgendwie so eine App kaufen. Und das ging irgendwie nicht über normal Lastschriftverfahren. Und dann musste man Apple Pay irgendwie installieren. Und mein Computer hatte alle Sicherheitsmaßnahmen aktiviert, sodass ich es nicht konnte. Und das war so kompliziert, das zu aktivieren, wie viele Schritte ich da durchlaufen musste, um das letzten Endes zu aktivieren. Hat dann eigentlich doch nicht geklappt. Aber da dachte ich auch: „Naja, ich habe das zu Recht nicht installiert“ und auch kein Google Pay und diese ganzen Sachen. Das ist ja noch eine Stufe höher eigentlich als einfach mit Karte zu bezahlen. Und die meisten Leute – also viele Leute haben das hier in Belgien, zumindest. Ich sehe das oft. Die gehen mit ihrem Handy, ticken das einfach da dran und haben auch noch nicht mal mehr eine EC-Karte.
Also ich habe den Eindruck, viele Menschen machen sich darüber gar keine Gedanken. Und dann ist so wieder mit Bargeld zu bezahlen fast schon revolutionär, finde ich.
Rebecca: Ja, man fühlt sich dann teilweise schon so, als würde man etwas Verdächtiges kaufen. Aber das ist das Menschenverständnis, dass ich ja also auch nicht irgendwie verdächtig sein muss. Und jetzt zum Beispiel die Bestrebungen für einen digitalen Euro. Die sehe ich auch sehr kritisch. Also, ich finde, die Menschen sollten einfach die Wahl haben. Ja, sie können digital bezahlen, aber ich finde, wir sollten auch das Bargeld haben.
Marion: Ja, das finde ich auch. Wahlfreiheit ist ganz wichtig. Nochmal zurück zu der finanziellen Unabhängigkeit. Also, in dem Artikel schreibst du 6 Monate – also, bevor man anfängt zu investieren, erst mal für 6 Monate seine monatlichen Ausgaben als Erspartes haben. Da werden jetzt die Menschen rechnen und denken: „Okay, wenn ich 2.000€ im Monat ausgebe, dann sind es ja schon 12.000€. Das ist ja schon eine ganze Menge Geld.“ Und angesichts dieser Tatsache, dass ja 40% nicht mal 1.000€ haben, dürfte das also schon relativ herausfordernd sein für die meisten.
Rebecca: Ja, also man kann natürlich streiten. Soll das jetzt 3 Monate sein, 6 Monate oder – ja, weiß ich nicht – eine andere Zahl. Ich finde, es ist wichtig, eine Orientierung zu haben. Vielleicht die 2.000, die man jetzt momentan vielleicht ausgibt – das ist jetzt vielleicht auch nicht das, was man ausgeben muss im Notfall. Vielleicht kommt man dann im Zweifel auch mit weniger aus. Aber es geht schon darum, so viel Geld zu haben, dass man zum Beispiel im Zweifel auf seinen Job verzichten könnte und auch genug Zeit hat, um sich was Neues aufzubauen, einen neuen Job zu finden, was anderes zu machen.
Die einen fühlen sich dann vielleicht auch sicherer, wenn sie 6 Monate ihre Ausgaben decken können. Manche fühlen sich dann auch schon sicher, wenn sie vielleicht nur 3 Monate überbrücken können. Also das ist vielleicht auch nochmal so eine individuelle Frage. 6 Monate würde ich jetzt einfach mal so zur Orientierung nehmen wollen.
Marion: Okay. Rebecca, das waren super Tipps und tolle Einsichten. Vielen Dank dafür. Wenn jetzt jemand mehr von dir lesen möchte, wo kann er dich denn dann finden?
Rebecca: Auf meinem Blog: Frei-mutig.de, dort kann man sich auch gern für den Newsletter eintragen.
Marion: Sehr gut, das verlinke ich in den Shownotes und auch noch ein paar Artikel von dir auch über Spartipps. Du hast ja auch viele Artikel drüber geschrieben. Du produzierst auch so viele Beiträge. Ich kenne keinen anderen Blog, wo es immer so viele neue Beiträge gibt, und du liest auch so viele Bücher und teilst dann deine Erkenntnisse daraus. Das finde ich auch total toll. Also riesen Empfehlung, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast!

Minimalismus beginnt im Kopf, nicht im Kleiderschrank.
2 thoughts on “„Ohne finanzielle Rücklage bleibt man immer unfrei!“ Gespräch mit Rebecca von Frei-mutig über finanzielle Unabhängigkeit”
Liebe Marion,
nochmal vielen lieben Dank, dass ich bei Dir im Podcast zu Gast sein durfte! Es hat mir viel Spaß gemacht und ich hätte noch ewig mit Dir über Minimalimus und Finanzen weiterplaudern können.
Bis zum nächsten Mal viele liebe Grüße, auch an Deine Zuhörer!
Rebecca
Liebe Rebecca,
vielen Dank, dass du zu Gast warst, es hat mir auch sehr viel Spaß gemacht.
Herzliche Grüße und bis bald
Marion