Du hast dir die heldenhafte Aufgabe vorgenommen und möchtest das Kinderzimmer ausmisten. Doch wo sollst du nur anfangen?
Keine Panik, mit meiner Schritt-für-Schritt-Anleitung bringst du schnell Ordnung ins Chaos.
Jetzt auch als Episode 7 des Frugales-Glück-Podcasts:
Deine Kinder besitzen Spielsachen. Viele Spielsachen.
Stofftiere, Autos, Bücher, Puzzles und Legos türmen sich nicht nur im Kinderzimmer, sondern verteilen sich ständig überall in der Wohnung. Das Aufräumen ist ein täglicher Kampf.
Wie wäre es, wenn…
…deine Kinder nur noch Sachen besitzen, mit denen sie gern und ausdauernd spielen?
…jedes Ding im Kinderzimmer einen festen Platz hat?
…deine Kinder ihr Zimmer in wenigen Minuten selber aufräumen?
Mit meiner Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Kinderzimmer-Ausmisten kannst du das alles ganz einfach umsetzen!
0. Minimalismus mit Kindern – ein sensibles Thema
Woran liegt es, dass wir gerade unsere Kinder oft mit Dingen überladen? Dass wir ihnen (fast) alles kaufen, was der Markt uns vorgibt? Dass Kinderzimmer voller sind als der elterliche Kleiderschrank und die Technikschubladen zusammen?
Ist es vielleicht das schlechte Gewissen, zu wenig Zeit mit ihnen zu verbringen? Zu oft aus der Haut zu fahren und so gar nicht dem Bild einer liebevollen Mama oder eines liebevollen Papas zu entsprechen, die wir eigentlich sein wollen?
Wie so oft ist materielles Zuviel zugleich Wurzel und Frucht des Übels.
Du arbeitest, um Geld zu verdienen. Kinder sind schließlich teuer. Wovon wenig bleibt, ist freie Zeit und Muße. Darunter leiden du und deine Kinder. Also noch ein Spielzeug, noch eine Übergangsjacke. Und am Montag wieder zur Arbeit, schließlich muss das Geld ja verdient werden.
Die schlechte Nachricht: Zu sehen, dass du trotz guter Absichten nicht das Beste für deine Kinder getan hast, tut weh.
Die gute Nachricht: Du kannst die Situation jederzeit ändern, es liegt in deinen Händen.
1. Kinderzimmer ausmisten: Mit oder ohne Kinder?
Deine Kinder sind noch klein? Dann widmest du dich dem Ausmisten im Kinderzimmer am besten, wenn deine Kinder nicht da sind. Schon kleine Kinder haben bei allem, was sie sehen, den haben!– bzw. behalten!-Reflex – keine gute Voraussetzung für ein entspanntes Aussortieren.
Möchtest du deine (älteren) Kinder in den Prozess des Ausmistens einbeziehen, findest du hier Ratschläge, wie das am besten funktioniert:
- Fräulein im Glück: Wie man mit Kindern ausmistet und die Sache mit dem Loslassen
- Dein Wichtig: Deine Kinder und dein/e Partner/in haben zu viel Kram? So startest du das Ausmisten mit Familie
- Klein Stadt: Entrümpeln mit Kindern
2. Tabula Rasa
Suche dir einen Ort in der Wohnung aus, an dem du die Besitztümer deiner Kinder versammeln kannst.
Bringe alles, was deinen Kindern gehört, aus dem Kinderzimmer an diesen Ort. Auch in der Küche, im Flur und im Wohn- und Schlafzimmer sollten keine Spiele und Stofftiere mehr herumstehen.
Mehr über die Tabula-Rasa-Methode zum Aussortieren erfährst du auf Einfach bewusst.
3. Sortieren und zuordnen
Bilde Stapel mit Kategorien von Spielsachen und Unterhaltungsmedien.
Das könnte so aussehen:
• Bücher
• Puzzles
• Gesellschaftsspiele
• Hörspielmedien
• Stofftiere und Puppen
• Autos
• Bausteine
• Musikinstrumente
• Zeichen- und Bastelmaterialien
• Rollen- und Imitationsspiele (Einkaufen, Kochen, Verarzten, Werken)
• Figuren (Schlümpfe, Pokémon etc.)
4. Ausmisten: Was kann weg?
Vermutlich bist du ein wenig überwältigt von den Massen, die sich nun auf dem Wohnzimmerteppich oder im Elternschlafzimmer türmen.
Keine Panik, schon bald wird das Chaos überschaubar!
Kaputt, hässlich und ungeliebt
Spielsachen, die kaputt sind oder von denen Teile fehlen, können sofort auf den Müll. Auch hässliche Spielzeuge, mit denen deine Kinder nie spielen, verlassen die Wohnung.
Nervig, laut und strapazierend
Blinkende, kreischende, hektisch ratternd-rasselnde Sachen zum An- und Ausschalten über- und unterfordern Kinder zugleich.
Wenn das Kind nur einen Knopf drückt und gleich eine ganze Lichter- und Melodieorgie losgetreten wird, überfordert das die Sinne. Gleichzeitig unterfordern solche „Spiel“-Sachen, da sie freies Spielen entmutigen. Das einzige, was die kleinen Benutzer tun können, ist Knöpfe zu drücken.
Also weg mit allem, was nervenstrapazierend und laut ist.
Monofunktional
Spielsachen sollen Kinder zum freien Spielen animieren, ihre Kreativität und Fantasie anregen.
Spielzeugen, die mit nur einer Funktion ausgestattet sind, gelingt das in den seltensten Fällen. Außerdem haben sie eine kurze Lebensdauer und gehen schnell kaputt.
Monofunktionale Spielsachen sind meistens elektrisch. Ich denke etwa an einen Plastik-Dino, der auf Knopfdruck nach fliegenden Autos schnappt.
Räume alles zur Seite, das nur eine Handlung erlaubt.
Nicht altersgemäß
Für welche Spielsachen sind deine Kinder schon zu groß oder noch zu klein?
Sortiere alles aus, das nicht dem Alter deiner Kinder entspricht. Ein Vorschulkind schaut keine Papp-Bilderbücher mehr an oder spielt mit Zieh-Tieren.
Bewahre Spielzeuge, Puzzle und Bücher für ältere Kinder nicht im Kinderzimmer auf, sondern lagere sie an einem anderen Ort.
Toll, aber ungeliebt
Das geschmackvolle Holzspielzeug, die handgenähte Puppe, das pädagogisch wertvolle Gesellschaftsspiel…
Was uns gefällt, gefällt noch lange nicht unseren Kindern.
Räume alles auf den Kann-weg-Stapel, mit dem die Kleinen niemals spielen. Egal, wie toll du die Sachen findest.
Doppelt und dreifach
Die Kleine fand das Feuerwehrauto so toll, da haben ihr alle in der Verwandtschaft Autos geschenkt. Schon gibt es nicht mehr nur eine Handvoll Autos, sondern einen ganzen Fuhrpark.
Trenne dich (und deine Kinder) von allen Spielsachen, die in mehrfacher Ausführung vorhanden sind.
Wie viel zu viel ist, entscheidest du.
Zwanzig Stofftiere und Autos sind zu viel. Zehn? Fünf? Die richtige Anzahl hängt davon ab, wie gern und intensiv diese Dinge bespielt werden. Meine Tochter war bereits mit neun Monaten verrückt nach Stofftieren. Eine ihrer Lieblingsbeschäftigung ist es, die felligen Wesen im Puppenwagen herumzufahren, ihnen zu Essen und zu Trinken zu geben, sie aufs Töpfchen zu setzen und so weiter. Für sie wären drei Stofftiere zu wenig, für ein anderes Kind genau richtig.
Beobachte deine Kinder und entscheide in ihrem Sinne.
Kindertagesstätte, Kindergarten und Schule
Welche Spielsachen gibt es in den Betreuungseinrichtungen?
Wenn es sich nicht gerade um die absoluten Lieblingsspielzeuge deiner Kinder handelt, reicht es, wenn sie dort damit spielen können.
Auf dem Weg zur Kita kommen wir an einem Kindergarten vorbei, der hervorragend mit Puppenwagen ausgestattet ist. Ein Kind, das diesen Kindergarten besucht, braucht zuhause nicht unbedingt einen Puppenwagen, es sei denn, es ist ein ausgemachter Puppenwagen-Fanatiker.
Lege alles zur Seite, mit dem deine Kinder ausgiebig in Kindergarten, Schule und Co spielen können.
5. Das Kinderzimmer (wieder) einräumen
Jetzt geht es ans Einräumen. Bevor du startest, überlege dir ein Konzept. Wie soll das Kinderzimmer aussehen? Wo sollen Bücher und Spielsachen aufbewahrt werden?
Für die Aufbewahrung von Spielsachen finde ich Boxen praktisch. Sie machen Kindern das Auswählen und Aufräumen von Spielzeug einfacher.
Sorge dafür, dass alles einen festen Platz hat. Die Bausteine kommen in die blaue Box, Stofftiere und Puppen sind in der roten und alles Weitere in der gelben.
Bücher, Spiele und Puzzle machen sich gut in einem Regal. Achte darauf, dass alles für deine Kinder gut sichtbar und erreichbar ist.
6. Spielzeugbibliothek
Habt ihr Stauraum auf dem Dachboden, im Keller oder in der Abstellkammer? Dann ist eine Spielzeugbibliothek eine tolle Sache. Hier kannst du Spielzeug, mit dem deine Kinder momentan noch nicht oder nicht mehr spielen, zwischenlagern.
Bekommen sie Lust auf etwas Abwechslung, tauschen sie ein altes Spielzeug gegen ein neues aus der Spielzeugbibliothek ein. So bleibt die Anzahl der Spielsachen im Kinderzimmer übersichtlich und deinen Kindern wird nie langweilig.
7. Es deinen Kindern erklären
Deine Kinder kommen aus der Kita oder dem Kindergarten nach Hause, stürmen in ihr Zimmer… und erkennen es nicht wieder.
Höchstwahrscheinlich freuen sie sich über den vielen Platz und vermissen nichts.
Was aber, wenn sie ihr altes Zimmer zurückhaben möchten?
Biete ihnen an, ein paar Tage zu warten. Wenn ihnen das Zimmer dann immer noch nicht gefällt, können sie wählen: Entweder es wird wieder so wie vorher, oder sie suchen sich ein großes Spielzeug oder Möbelstück für den neugewonnenen Platz aus, zum Beispiel ein Trampolin, ein Zelt, eine Rutsche oder ein Sofa.
Ihr könnt auch gemeinsam Bilder und Poster für die Wände aussuchen. Vielleicht möchten deine Kinder Fotos von sich vergrößern lassen und aufhängen. Gib deinen Kindern die Möglichkeit, mitzubestimmen.
Wenn deine Kinder explizit Spielzeuge zurückverlangen, überlegt gemeinsam, was stattdessen gehen kann. Nutze die Situation, um zu erfahren, was deinen Kindern wichtig ist und womit sie wirklich gerne spielen.
Minimalismus funktioniert besser, wenn er nicht nur die Kinder betrifft. Im Idealfall hast du bereits alle anderen Bereiche der Wohnung ausgemistet, bevor du dich dem Kinderzimmer zuwendest.
Sind deine Kinder bereits im (Vor-)Schulalter, dann erkläre ihnen, warum du dich für Minimalismus entschieden hast. Zähle die Vorteile auf, die ein Leben mit weniger Zeug und mehr Zeit für deine Kinder haben wird. Sei dabei so konkret wie möglich. Sag nicht: „Ich werde mehr Zeit mit euch verbringen“, sondern: „Am Samstag gehen wir nach dem Frühstück in den Wald.“
8. Aussortierte Sachen loswerden
Was machst du mit den ausgemisteten Dingen, die nicht in die Spielzeugbibliothek kommen, aber noch in gutem Zustand sind?
Verkaufen
Gut erhaltene Kindersachen lassen sich oft gewinnbringend weiterverkaufen, besonders wenn es sich um Markenware handelt.
Ich habe im Jahr 2020 über 600 Euro mit dem Verkauf von Kindermöbeln, Kleidung und Spielzeugen verdient – und das als Minimalistin!
Ein nicht-minimalistischer Haushalt kann locker 200 Euro im Monat mit dem Verkauf von Kindersachen erzielen.
Am einfachsten ist der Verkauf über eBay Kleinanzeigen, Facebook Marketplace und Vinted. Wichtig sind gute und aussagekräftige Fotos, die den Gegenstand von allen Seiten zeigen, sowie eine ansprechende Beschreibung.
Möchtest du die Sachen möglichst schnell verkaufen, biete sie zu günstigen Preisen an. Kleine Dinge, die keine hohen Summen erzielen, kannst du als Pakete oder Sets anbieten:
• Set Mädchenkleidung Winter 10-teilig Größe 104/112
• Paket Dinosaurier-Figuren für 3-5-Jährige
• Paket Spielsachen Einkaufen und Kochen
Beteilige deine Kinder am Erlös der Verkäufe und überlegt gemeinsam, was ihr mit dem Geld machen wollt. Eine schöne Option ist Spenden. Wähle mit deinen Kindern eine wohltätige Organisation aus, die sie unterstützen möchten. Vielleicht ist es ein Verein, der Waisenkindern hilft? Oder eine NGO, die sich um den Schutz bedrohter Arten kümmert?
Auf diese Weise gibst du dem Ausmisten einen tieferen Sinn und bringst deinen Kindern bei, sich für Arme und Benachteiligte einzusetzen.
Verschenken
Wenn dir Verkaufen zu aufwendig ist und du alles möglichst schnell loswerden möchtest, ist Verschenken die beste Option.
Sozialkaufhaus
Sozialkaufhäuser und wohltätige Organisationen wie Oxfam, das Deutsche Rote Kreuz und Caritas sind für jede Spende dankbar. Du hast Schwierigkeiten mit dem Transport? Größere Mengen und Möbel werden von den Organisationen bei dir zu Hause abgeholt.
Bücherschränke
Mittlerweile gibt es überall im deutschsprachigen Raum Bücherschränke, in die du Bücher, die du nicht mehr brauchst, hineinstellen kannst. Gib die Bücher mit deinen Kindern zusammen ab, vielleicht finden sie sogar ein tolles neues Buch, das sie lesen möchten.
Zu verschenken
Erstelle eine zu-verschenken-Anzeige auf eBay Kleinanzeigen oder Facebook Marketplace. In der Regel melden sich hier sehr schnell Interessenten.
Gratis-Kiste
Stelle einen Karton mit den aussortierten Sachen an die Straße und beschrifte ihn deutlich mit dem Wort gratis. In Städten wird man so blitzschnell Dinge los.
Altkleidercontainer
Für Kleidung, Schuhe, Stofftiere und Puppen sind Altkleidercontainer eine schnelle Möglichkeit der Entsorgung. Achte darauf, dass der Container von einer vertrauenswürdigen Organisation betrieben wird.
9. Kaufdiät
Zum Ausmisten gehört das Reflektieren deines Kaufverhaltens. Welche der aussortierten Dinge hast du gekauft und warum? Wie kannst du in Zukunft ein erneutes Zumisten des Kinderzimmers verhindern und weniger, besser und nachhaltiger kaufen?
Starte in dein neues, minimalistisches Leben mit einer Challenge und versuche, 30 Tage lang keine Spielsachen, Bücher und Kleidung für deine Kinder zu kaufen.
Wahrscheinlich stellst du fest, dass das gar nicht so einfach ist. Konsumenthaltung ist oft herausfordernder als Ausmisten, da wir es uns zu einer Gewohnheit gemacht haben, ständig etwas zu kaufen – sei es online oder offline.
10. Spielen mit dem, was da ist
Nutze deine 30-Tages-Challenge, um mit deinen Kindern kreativ zu werden.
Dafür brauchst du nichts zu tun: Setz dich einfach zu ihnen auf den Boden und warte, was sie vorschlagen. Du wirst sehen, dass deine Kinder mit den wenigen übriggebliebenen Spielsachen noch tagelang spielen können.
Außerdem gibt es zahlreiche Möglichkeiten, immateriell zu spielen. Dazu gehören draußen spielen, singen, Gymnastik und Yoga machen, sich verkleiden und beim Kochen helfen.
Bildquellen: © Unsplash: Random Institute (Beitragsbild), Marcus Ganahl (Spielzeugbibliothek), Vladimir Haltakov (Hasen)
Was sind deine größten Herausforderungen beim Ausmisten im Kinderzimmer? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
4 thoughts on “Endlich Ordnung: In 10 Schritten das Kinderzimmer ausmisten”
Danke für die Erwähnung in deinen hilfreichen Tipps!
Hallo Sarah,
sehr gern! 🙂
Herzliche Grüße
Marion
Hallo Marion,
das ist ein ausführlicher und hilfreicher Artikel geworden!
Ich freue mich, dass Du meine Tabula-Rasa-Methode ebenfalls aufgenommen und verlinkt hast.
Viele liebe Grüße
Christof
Hallo Christof,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Die Tabula-Rasa-Methode ist wirklich großartig, sie hilft mir immer wieder dabei, zu verstehen, wie wenig ich eigentlich brauche.
Liebe Grüße
Marion