Minimalismus in der Firma: Gespräch mit Panelretter

Minimalismus in der Firma: Gespräch mit Christoph von Panelretter

Werbung: Dieser Blogbeitrag enthält bezahlte Inhalte in Kooperation mit Panelretter.

Heute ist Christoph von Panelretter bei mir zu Gast.

Panelretter rettet Solarmodule vor dem Schrottplatz und gibt ihnen ein zweites Leben. Statt immer neu zu produzieren, setzen sie auf Kreislaufwirtschaft und machen nachhaltige Energie für mehr Menschen zugänglich.

Wir haben darüber gesprochen, was ein Balkonkraftwerk auf dem eigenen Balkon bringt, woher die Module stammen und warum es so absurd ist, ständig neue Produkte herzustellen, während funktionierende Anlagen massenweise entsorgt werden.

Außerdem geht es um Minimalismus in der Firma: Wie kann ein Unternehmen wachsen, ohne sich zu verlieren? Warum ist es gerade als Unternehmer sinnvoll, auf langsames, organisches Wachstum zu setzen und dabei den eigenen Lebensstil wie auch die Ausgaben der Firma im Blick zu behalten?

Freu dich auf ein spannendes und aufschlussreiches Gespräch mit Christoph!

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Transkript

Marion: Hallo Christoph. Herzlich willkommen im Frugales-Glück-Podcast.

Christoph: Hallo Marion. Vielen, vielen Dank, dass ich an diesem super heißen Tag bei dir im Podcast sein darf.

Marion: Vielen Dank, dass du gekommen bist. Vielleicht magst du dich und Panelretter mal vorstellen – wer seid ihr, was macht ihr?

Christoph: Grundsätzlich ist das relativ einfach zu erklären. Unser Ziel ist es, Photovoltaik-Module so lange wie möglich in ihrem Lebenszyklus als Energieerzeuger zu belassen. Denn auch wenn das Problem nicht so bekannt ist, gibt es viele Module, die trotz Funktionalität entsorgt werden. Wir nehmen uns diesen Modulen an und geben ihnen ein zweites oder längeres Leben – zum Beispiel als Balkonkraftwerk.

Marion: Das klingt total sinnvoll. PV steht für Photovoltaik, nehme ich an?

Christoph: Ja, genau. Das sind diese kleinen schwarzen Platten, die Energie erzeugen, wenn sie von der Sonne beschienen werden. Und diese Energie können wir dann ganz einfach zu Hause nutzen – für den Kühlschrank, Licht, oder was auch immer sonst Strom verbraucht.

Marion: Und anscheinend gibt es da ein Recyclingproblem? Also werden Module weggeworfen, obwohl sie noch in Ordnung sind?

Christoph: Ja, auf jeden Fall. Das ist wie bei vielen Dingen in unserer Konsumgesellschaft: Wir produzieren sehr viel, manches davon letztlich für die Tonne. Und leider ist das auch in der Photovoltaikbranche der Fall. Es gibt Module, die wegen Alters oder Defekten aussortiert werden – die dann recycelt werden, was grundsätzlich sinnvoll ist. Aber es gibt eben auch viele fast neue Module, die wegen Transportschäden oder Produktionsfehlern aussortiert werden – zum Beispiel Kratzer auf dem Rahmen – obwohl sie technisch einwandfrei sind.

Marion: Und das Problem ist, dass beim Recycling auch Energie verloren geht?

Christoph: Genau. Die Herstellung von PV-Modulen ist sehr energieintensiv. Wenn ein funktionierendes Modul wegen eines kleinen optischen Mangels zerstört wird, ist das nicht nur Ressourcenverschwendung, sondern auch energetisch unsinnig.

Marion: Das ist wirklich absurd – fast neue Technik wird verschrottet, obwohl sie funktioniert.

Christoph: Ja, leider. Und das ist eben genau der Punkt, an dem wir mit Panelretter ansetzen.

Marion: Warum macht ihr das? Was treibt euch an?

Christoph: Ich glaube, da kann ich für Tilmann und mich sprechen. Wir wollen unseren Lebensunterhalt mit etwas verdienen, das sinnvoll ist. Etwas, das nachhaltig ist und nicht einfach Teil des Problems. Eckart von Hirschhausen hat mal gesagt: „Es ist schwer, die Welt zu retten, wenn sie in bezahlten Stunden zerstört wird.“ Und das hat uns inspiriert. Wir wollen unsere Energie in etwas stecken, das wirklich hilft – und mit Panelretter leisten wir da, glaube ich, einen Beitrag.

Marion: Interessanter Gedanke mit den „bezahlten Stunden“. Wie meinst du das?

Christoph: Viele Menschen engagieren sich in ihrer Freizeit für Klimaschutz oder soziale Projekte – arbeiten aber tagsüber in Unternehmen, die zur Umweltzerstörung beitragen oder fossile Geschäftsmodelle verfolgen. Es geht also darum, nicht nur privat nachhaltig zu leben, sondern auch beruflich. Das ist uns wichtig.

Marion: Ja, das kenne ich. Ich hatte auch Jobs, die auf dem Papier sinnvoll klangen – aber dann war es zum Beispiel doch einfach ein mies bezahlter, anstrengender Job mit ungerechter Struktur. Oder ich habe in einem Unternehmen gearbeitet, das auf den ersten Blick etwas Soziales machte, aber auf Kosten anderer. Das hat mich innerlich zerrissen.

Christoph: Ja, das geht vielen so. Und wir wollten von Anfang an einen anderen Weg gehen.

Marion: Woher bekommt ihr denn eure Solarmodule?

Christoph: Also, vom LKW fallen sie zum Glück nicht direkt, auch wenn das Bild nahe liegt. Tatsächlich arbeiten wir mit mehreren Prüfanlagen zusammen – etwa in Hamburg, Braunschweig und Westdeutschland. Diese Anlagen prüfen ausrangierte PV-Module aus Rücknahmesystemen. Wenn sie funktionstüchtig sind und unsere Kriterien erfüllen, melden sich die Partner bei uns. Wir schauen uns die Datenblätter und Bilder an und entscheiden, ob wir sie übernehmen können.

Marion: Und was macht ihr dann daraus?

Christoph: Wir „veredeln“ sie – also: Wir verkaufen sie nicht einfach weiter, sondern stellen sinnvolle Balkonkraftwerk-Sets zusammen, mit allem, was man braucht. Diese kann man dann über unseren Webshop kaufen. Alles basiert auf diesen geprüften und aufbereiteten Panels. Wir unterscheiden uns damit von anderen Anbietern, die meist nur neue Ware verkaufen.

Marion: Ich wohne ja seit Februar in einer Wohnung mit zwei Balkonen – einer hat morgens Sonne, der andere nachmittags. Ist das nicht eigentlich ideal?

Christoph: Ja, absolut! Eine Ost-West-Ausrichtung ist für Balkonkraftwerke super, weil du über den ganzen Tag verteilt Strom erzeugst. Das passt gut zu typischen Verbrauchsmustern – morgens und abends sind die Leute zu Hause. Wichtig ist aber: Du musst den Strom auch verbrauchen, sonst geht er ins Netz. Ohne Speicher bekommst du ihn nicht zurück.

Marion: Also brauche ich ein Speichersystem, um ihn vollständig nutzen zu können?

Christoph: Nicht unbedingt. Du kannst ihn auch direkt verbrauchen. Der Strom deckt meistens die sogenannte Grundlast ab – also Geräte wie Kühlschrank, Router oder Gefriertruhe. Diese laufen dauerhaft und verbrauchen über den Tag verteilt einiges an Strom. Wenn du tagsüber selbst produzierst, kannst du mit einem kleinen Balkonkraftwerk bis zu 50 Prozent deines Strombedarfs decken – je nach Haushaltsgröße.

Marion: Wow, das ist echt viel. Und natürlich hängt das auch vom Wetter ab, von der Jahreszeit und vom Winkel der Module, oder?

Christoph: Genau. Im Winter ist die Ausbeute geringer als im Sommer. Aber auch da kommt noch einiges zusammen. Und: Die Sonne schickt keine Rechnung. Das macht es so attraktiv.

Marion: Ich finde besonders gut, dass das bei euch auch finanziell Sinn ergibt. Oft ist es ja so: ökologisch handeln ist teuer – Zugticket statt Billigflug, Bio statt Discounter. Aber bei euch: Man spart Geld und handelt gleichzeitig nachhaltig.

Christoph: Ja, genau. Und deshalb funktioniert es auch. Die meisten Menschen tun sich schwer, etwas „Richtiges“ zu tun, wenn es mit Nachteilen verbunden ist. Aber bei Balkonkraftwerken ist es oft ein Win-Win. Es ist ökologisch und spart Geld. Und genau das ist, glaube ich, der Schlüssel für mehr Bewegung in dem Bereich.

Marion: Und das ist ja nur ein Teil: Ihr nutzt ja auch keine neuen Module, sondern gebt bestehenden eine zweite Chance. Noch ein ökologischer Bonus.

Christoph: Ja, genau. Und das ist auch unser Markenkern.

Marion: Jetzt haben wir schon über Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft gesprochen – aber auch über Minimalismus in der Firma wollten wir noch reden. Ihr versucht ja, auch da einen reduzierten Ansatz zu fahren?

Christoph: Ja, absolut. Man kann ein Unternehmen auf sehr unterschiedliche Art aufbauen. Manche starten mit viel Kapital – Eigenkapital oder Investoren –, andere wachsen organisch. Wir gehören zur zweiten Gruppe. Tilmann und ich haben Panelretter mit dem bisschen Geld aufgebaut, das wir aus Ausbildung, Studium und Nebenjobs zusammengekratzt haben. Das zwingt dich automatisch, sehr genau zu überlegen: Was brauchen wir wirklich? Was bringt etwas – und was kostet nur, ohne Nutzen zu stiften?

Marion: Das ist ja im Grunde wie privater Minimalismus. Man schaut: Was habe ich? Was bringt mir das? Und was kann weg?

Christoph: Ja, ganz genau. Und das hat viele Vorteile. Zum Beispiel wollten wir möglichst viel selbst machen, statt Dinge auszulagern – weil das Geld spart und man viele Fähigkeiten selbst aufbaut. Klar, man wächst langsamer, aber auch bewusster.

Marion: Ich finde, das ist eine ganz wichtige Entscheidung. Gerade in der Selbstständigkeit ist ja immer dieser Druck: Du musst skalieren, automatisieren, Aufgaben abgeben. Aber das ist nicht für alle der richtige Weg. Ich habe auch überlegt, Podcastschnitt und andere Aufgaben auszulagern – aber das hat dann auch immer Aufwand, Kontrolle, Kommunikation zur Folge. Und manchmal ist es einfach wohltuend, selbst etwas Stupides zu tun – und nicht nur zu managen.

Christoph: Ja, sehe ich genauso. Es gibt natürlich Aufgaben, die man gerne abgibt, aber andere machen einem ja sogar Spaß. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, langsam zu wachsen, weil wir das Tempo selbst bestimmen wollen.

Marion: Und wie macht ihr das mit den Fixkosten? Das ist ja ein großer Punkt – gerade wenn es um langsames Wachstum geht. Viele bauen sich riesige Strukturen auf und müssen dann immer mehr verdienen, nur um das alles zu bezahlen.

Christoph: Wir haben von Anfang an geschaut, wo wir Kooperationen eingehen können. Zum Beispiel arbeiten wir mit der Lebenshilfe in Erlangen zusammen – einer Werkstatt für Menschen mit Einschränkungen. Sie verpacken unsere Sets, stellen Kabel her, organisieren mit uns die Logistik. Das ist für beide Seiten ein Gewinn: sozial, menschlich, strukturell. Und es hält unsere Fixkosten niedrig.

Marion: Das ist wirklich ein tolles Beispiel – auch sozial nachhaltig. Und natürlich besser, als direkt feste Mitarbeiter:innen einzustellen, wenn das Budget das vielleicht noch gar nicht erlaubt.

Christoph: Genau. Wir wachsen mit unseren Möglichkeiten. Und wenn wir uns irgendwann beide aus Panelretter finanzieren können, dann wäre das schon ein großer Schritt. Es geht uns ja nicht um Millionen – sondern um etwas Sinnvolles, das uns trägt.

Marion: Ja, ich finde, es wird oft unterschätzt, wie schnell man sich in etwas reinmanövriert – mit hohen Fixkosten, großen Ansprüchen, Lifestyle-Inflation. Nicht nur privat, auch in der Firma. Man verdient mehr und denkt: Jetzt kann ich mir auch mehr leisten. Und zack, ist die Freiheit wieder weg.

Christoph: Total. Ich bin ja aktuell noch in einem Angestelltenverhältnis und baue Panelretter parallel auf. Und ich merke ganz deutlich, wie schnell man in diesen Konsummechanismus reinrutscht – aus Stress, aus Überforderung. Man kompensiert viel über Konsum. Aber es macht mich auf Dauer nicht glücklicher.

Marion: Wie gehst du damit um? Versuchst du bewusst gegenzusteuern?

Christoph: Ja. Ich versuche, meine Ausgaben runterzufahren und mir bewusst zu machen, was ich wirklich brauche. Zum Beispiel esse ich oft unterwegs – das ist teuer und meist auch nicht besonders gesund. Ich habe mir jetzt vorgenommen, stattdessen einfach Äpfel mitzunehmen. Das klingt banal, aber es funktioniert. Vier Äpfel am Tag, und ich habe keinen Grund mehr, mir unterwegs irgendwas zu holen, was ich eigentlich gar nicht will.

Marion: Voll gut. Ich mache das auch so: Ich analysiere regelmäßig meine Ausgaben. Einmal im Jahr schaue ich: Wofür gebe ich wie viel aus? Was ist mir wichtig? Wo könnte ich kürzen? Bei mir ist es oft das Reisen – Bahn, Flüge, Unterkünfte. Man denkt: Ach, ist doch nur einmal – aber es summiert sich.

Christoph: Ja, genau. Ich glaube, das ist ein super erster Schritt: sich überhaupt mal bewusst machen, wo das Geld hingeht. Dann erkennt man auch, wo man ohne große Einbußen einsparen kann.

Marion: Und beim Wohnen?

Christoph: Ich wohne in einer Vierer-WG mit meiner Partnerin. Wir teilen uns ein Zimmer, das auch als Büro dient. Es ist sicher nicht luxuriös, aber zweckmäßig. Ich bin da schon ziemlich minimalistisch unterwegs. Nur manchmal ist das Zimmer eher ein Lagerraum als ein Wohnraum – da müsste ich mal ausmisten.

Marion: Das kenne ich! Ich bin vor einiger Zeit in ein Zimmer gezogen, um meine Fixkosten zu senken. Das hat mir die Freiheit gegeben, einen Nebenjob zu kündigen und mich auf mein Projekt zu konzentrieren. Weniger Miete heißt weniger Druck – das kann sehr befreiend sein.

Christoph: Genau. Und ich glaube, das ist ein zentraler Punkt: Wenn man seine privaten Ausgaben im Griff hat, ist man viel freier in dem, was man beruflich macht. Dann kann man auch mal sagen: Ich verdiene jetzt ein paar Monate weniger, aber das ist okay – weil ich weiß, wofür ich es tue.

Marion: Und man kann sich wieder mehr auf das besinnen, was wirklich zählt – auf Sinn, auf Klarheit. Apropos: Wie schafft ihr es eigentlich, diesen Fokus zu bewahren? Den Sinn nicht aus den Augen zu verlieren?

Christoph: Gute Frage. Ich glaube, das Wichtigste ist: Wir machen das nicht allein. Tilmann und ich stützen uns gegenseitig, tauschen uns viel aus. Und das gibt Halt. Das Zweite ist: Ich sehe einfach Sinn in dem, was wir tun. Ich könnte mir nicht vorstellen, in einem fossilen Business zu arbeiten. Panelretter gibt mir Energie – auch wenn es anstrengend ist.

Marion: Das merkt man. Danke, dass du das alles geteilt hast. Wenn man mehr über euch erfahren möchte – wo findet man euch?

Christoph: Am besten auf www.panelretter.de – da gibt’s alle Infos. Und auf Instagram findet man uns auch, wir versuchen dort, die Energiewende mit etwas Humor zu begleiten. Und wer Fragen hat oder Beratung braucht – einfach eine Mail schreiben, wir helfen gern weiter.

Marion: Ich verlinke alles in den Shownotes. Danke dir, Christoph – für das Gespräch, die Inspiration und euer tolles Projekt. Viel Erfolg weiterhin!

Christoph: Danke dir, Marion – auch für deinen Podcast. Ich bin mittlerweile großer Fan. Und danke, dass du dir heute die Zeit genommen hast.

Marion: Sehr gerne. Tschüss!

Christoph: Tschüss!
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Marion

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