Minimalismus und Geld: Warum sparen?

Minimalismus und Geld: Warum sparen?

Minimalisten geben wenig Geld aus, Frugalisten legen es gezielt an, um es zu vermehren. Was steckt eigentlich hinter dem Konzept des Sparens? Das Konto ist gut gefüllt – wozu noch weitersparen? Und was hat Minimalismus mit Geld zu tun? Ich habe mich damit beschäftigt, warum ich eigentlich spare.

Jetzt auch als Folge 87 des Frugales-Glück-Podcasts!

Vor ein paar Monaten erzählte ich meiner Freundin von meiner Geldanlage und den fantastischen Renditen. Wenig beeindruckt fragte sie: „Du hast doch schon genug Geld, wozu willst du noch mehr sparen?“

Ja, wozu eigentlich?

Die Frage brachte mich zum Nachdenken. Ich bin sicher nicht das, was man vermögend nennt, aber ich habe genug Geld, um meinen jetzigen Lebensstil für etwa drei Jahre aufrechterhalten zu können.

Schlechte Zeiten

Für unser Zimmer zahlen wir keine Miete. Sollte sich das ändern, würden sich meine monatlichen Ausgaben sicher verdoppeln.

Ich könnte krank werden und eine Therapie in Anspruch nehmen wollen, die von der Krankenkasse nicht gezahlt wird. Meine bescheidenen Ersparnisse wären schneller weg als meine kleine Tochter naaiiin! sagen kann.

Sparen ≠ entsagen

Ich lebe nicht absichtlich sparsam, um möglichst viel Geld auf die hohe Kante legen zu können. Mir gefällt es, nicht hunderte von Euro monatlich in Kleidung, Kindersachen und Klimbim zu stecken. Meine Dinge passen in zwei Koffer, das gibt mir ein Gefühl von Freiheit und Selbstbestimmtheit.

Wäre Sparen für mich Entsagen, würde ich es nicht tun.

Aber Geldausgeben macht nicht glücklich. Es ist nett, ab und zu in einem Sterne-Hotel zu übernachten oder schön essen zu gehen. Wenn ich aber in einem Loft wohne und mich permanent in Restaurants verköstige, gewöhne ich mich daran. Das nennt man hedonistische Adaption.

Finanzielle Unabhängigkeit

Finanzielle Unabhängigkeit ist ein Zustand, in dem man über ein ausreichendes Einkommen verfügt, um seinen Lebensunterhalt für den Rest seines Lebens zu bestreiten, ohne angestellt oder von anderen abhängig sein zu müssen.

Wikipedia

In der Frugalisten-Community wird eifrig über finanzielle Freiheit debattiert: Was bedeutet finanzielle Unabhängigkeit genau? Welchen Betrag in welcher Anlageform muss man haben, um welchen Lebensstandard über welchen Zeitraum aufrechterhalten zu können?

Und: Kann es finanzielle Freiheit überhaupt geben?

Für mich bedeutet finanzielle Unabhängigkeit, genug Geld zu haben, um freiwillig arbeiten gehen zu können. Ich mag meinen Teilzeitjob umso mehr, weil ich ihn jederzeit kündigen kann.

Altersvorsorge

In die gesetzliche Altersvorsorge habe ich genau fünf Monate lang eingezahlt – mit einem 14-Stunden-Job.

Als in den Achtzigern Geborene bin ich ohnehin selbst für meine Rente verantwortlich. Das mag in ferner Zukunft liegen und sowieso wollen wir ja alle bis 85 agil, kreativ und schaffend sein.

Aber es kommt die Zeit, in der ich alt bin und weniger Energie habe als jetzt. Dann möchte ich die Wahl haben, ob ich arbeite oder nicht. Und es ist meine Pflicht, meinem alten Ich diese Wahlmöglichkeit zu geben. Das tue ich, indem ich jetzt vorsorge und einen Teil meines Einkommens spare und anlege.

Geld schafft Möglichkeiten

Haus, Auto, Boot – wer träumt nicht davon?

Kleiner Scherz, du bist schließlich auf einem Minimalismus-Blog. Materielle Besitztümer sind mir weitestgehend* gleichgültig.

*Meine Gleichgültigkeit steigt proportional zur Größe der Dinge. Mein lachsfarbenes Lieblings-T-Shirt mit Seidenanteil für 1 Euro aus dem Sozialkaufhaus – unbezahlbar. Den neuen 7er BMW mit kurvigem Instrumentendisplay und verchromter Bedienung des iDrive-Systems – möchte ich nicht geschenkt haben.

Trotzdem kann ich nie ganz sicher sein. Ziele ändern sich. Vielleicht möchte ich in fünf Jahren ein Haus auf dem Land kaufen? Oder einen Weingarten in der Toscana? Ein Hotel auf den Philippinen eröffnen?

Mit 1000 Euro auf dem Konto wird das schwierig. Je mehr Geld ich habe, umso einfacher ist es, groß zu denken und mir Träume zu leisten, die für andere völlig unrealistisch sind.

Bild: © Unsplash: Daniel Radford 

Sparst du einen Teil deines Einkommens? Was sind deine Gründe fürs Sparen? Ich bin gespannt auf deinen Kommentar!

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Marion

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4 thoughts on “Minimalismus und Geld: Warum sparen?

  1. Sabi says:

    Liebe Marion,

    sehr interessante Sichtweise! Ich war immer der Typ „das Leben ist jetzt und man kann mit seinem Geld nicht begraben werden“ und daher nicht sparsam unterwegs. Aber nun je älter ich werde und auch durch die Kinder kam bei mir auch das Umdenken und ich sehe es genau wie du 🙂

    Wieder Mal ein interessanter Artikel. Deine Texte lösen immer eine wohlige Zufriedenheit in mir aus und dafür wollte ich gerne danke sagen.

    Liebe Grüße
    Sabi

    Antworten
    1. Marion says:

      Liebe Sabi,

      vielen Dank für deine lieben Worte. „Wohlige Zufriedenheit“ klingt ganz wunderbar! ☺️

      Ich kann das Motto „das Leben ist jetzt und man kann mit seinem Geld nicht begraben werden“ nachvollziehen. Beim übermäßigen Sparen gibt es die Gefahr, nur um des Sparens willen zu sparen und zu vergessen, das Leben zu genießen.

      Oft sind auch negative Glaubenssätze über Geld und Reichtum mit im Spiel.

      Wie so häufig geht es wohl darum, eine Balance zu finden zwischen Sparen und Geldausgeben. Dazu sind mehr Inhalte in Planung. 😉

      Herzliche Grüße
      Marion

      Antworten
  2. Andreas says:

    Meine Frau und ich sind zwar keine vollständigen Frugalisten, aber wir sind absolut überzeugte Minimalisten. Wir beschränken unsere Ausgaben auf das Notwendigste, kleine Miete, gehen nie aus und machen nur einmal im Jahr Urlaub. Sogar dort achten wir darauf, sparsam zu sein. Meine Frau ist Verkäuferin, und ich arbeite als Paketzusteller. Zusammen verdienen wir monatlich 3500 Euro. Trotzdem legen wir etwa 2200 – 2300 Euro unseres Einkommens beiseite. Dank unserer Sparsamkeit und klugen Finanzplanung konnten wir bereits so viel Geld sparen, dass wir theoretisch 20 Jahre lang davon leben könnten. Unser erspartes Geld liegt derzeit als Festgeld auf der Bank, wo es 4% Zinsen abwirft. Darüber hinaus haben wir auch in Aktien investiert. Wir haben das Arbeiten schon immer gehasst. Deshalb möchten wir so bald wie möglich damit durch sein.

    Antworten
    1. Marion says:

      Hallo Andreas,

      wow, das ist eine beeindruckende Sparrate!

      Ich habe mich Anfang Dezember ausführlich mit meinen Finanzen beschäftigt und spare deutlich weniger als ihr. (Würde sagen, ihr seid die „vollständigen Frugalisten“, nicht ich. 😅)

      Es gibt zwei Wege, um Geld zu sparen: Mehr verdienen oder weniger ausgeben. Ich finde es sinnvoll, nicht mehr auszugeben, als ich brauche. Aber ich möchte mich auch nicht übermäßig einschränken. Was „übermäßig“ heißt, ist natürlich höchst individuell.

      Ich hasse arbeiten nicht. Ich arbeite gern, solange es etwas Sinnvolles und Schönes ist, das ich tue. Mir ist wichtig, dass ich selbst entscheide, was ich arbeite und wie viel. 40 Stunden in der Woche finde ich zu viel.

      Um es auf den Punkt zu bringen:

    2. Ich mag meine Arbeit.
    3. Ich möchte mehr Geld mit meiner Arbeit verdienen.
    4. Ich möchte nur das Nötigste kaufen, auf nichts (für mich) Wichtiges verzichten und 25 % meines Einkommens sparen.

      Spannend, wie unterschiedlich „Frugalismus“ aussehen kann.

      Herzliche Grüße
      Marion

    5. Antworten

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