Heute möchte ich meinen Besitz mit dir teilen.
Ist es wichtig, was man besitzt? Ob es 100 Dinge sind oder 5555?
Die Zahl ist egal, aber es schafft Bewusstsein für Schrankleichen, Mottenopfer und alle Arten von Gedöns.
Als Methode zum Ausmisten ist das Zählen der Besitztümer eher etwas für fortgeschrittene Minimalisten.
Denjenigen, der noch nie gründlich ausgemistet hat, wird es vielleicht entmutigen, wenn er beim hundertsten Teil erst bei Socken und Unterhosen angekommen ist.
1. Vorspiel: Selbstanklage
Minimalismus ist eine paradoxe Weise, sich an Dinge zu binden – nämlich an ihre Negation, an ihr Nicht-Vorhandensein.
Während der Minimalist sich an der Abwesenheit der Dinge erfreut, nimmt der wirklich freie Mensch eine Haltung der Neutralität ein. Er ist umgeben von Dingen, aber es kümmert ihn nicht.
Das sind häufig Menschen, die viele Gegenstände besitzen, aber gar keine besondere (enge) Beziehung zu ihnen eingehen.
Anna sammelt Geschirr: Tassen, Becher, Gläser, Müslischalen, Obstschalen, große Teller und kleine Teller. Nichts passt zueinander. Kein Wunder, denn immer, wenn sie etwas Hübsches sieht, kauft sie es - ohne Rücksicht auf Farbe, Form oder die Tatsache, dass es schon in zwanzigfacher Ausführung in ihrer Wohnung steht.
Was glaubst du, wie Anna reagiert, wenn eine Müslischüssel oder ein Becher kaputt geht? Wie würdest du reagieren?
Die Antwort: Sie macht sich nichts daraus. Sie kehrt die Scherben zusammen und hat die Schüssel im nächsten Moment vergessen.
Meine Freundin ist keine Minimalistin. Sie liebt Bücher, in ihrer Wohnung gibt es viel Geschirr, Spielzeug und eine kleine Bibliothek. Wenn sie auf die Straße geht, nimmt sie nichts mit, außer sich selbst. Tasche, Rucksack, Handy - Fehlanzeige. Sie denkt nicht darüber nach, sie macht es einfach. Und ich fühle mich heldenhaft, wenn ich ohne Geld aus dem Haus gehe.
Was will ich damit sagen?
Dass 100-Dinge-Listen ein Beweis für das Verhaftetsein im Haben sind.
Ich mache es trotzdem.
Vielleicht hast du ein bisschen Spaß dabei.
2. Inventur: Meine 100 Dinge
Küche
Ich wohne in einer Art Wohngemeinschaft mit meinem Freund, unserer Tochter und seiner Mutter. Die Küche war bereits gut gefüllt, als ich einzog.
Nach dem Studium lebte ich an wechselnden Orten im Ausland, daher besitze ich kaum Küchengegenstände:
- Pürierstab mit Mixfunktion
- Gabel, Kuchengabel, großer Löffel, 3 kleine Löffel (ich habe eine Schwäche für Kaffeelöffel)
- Gemüsereibe
- Kochlöffel
- Kochmesser
- Schälmesser
- Sparschäler
- Riesentasse für die Power-Brühe
- Thermosbecher
- Gläser für den Einkauf im Unverpacktladen
Kleidung
- 2 Jeans
- Rock
- 3 Kleider
- Kurze Hose
- Strickjacke
- Warmer Pullover
- Dünner Pullover
- 3 Tops
- 5 T-Shirts
- 4 Langarmshirts
- BH
- 7 Paar Socken
- 10 Unterhosen
- 2 dünne Strumpfhosen
- 2 Leggings (Hauskleidung)
- 2 Pyjamas
- 2 Masken
- Regenhose
Jacken
- Sommerjacke
- Regenjacke
- Winterjacke
Accessoires
- Schal
- Tuch
- Handschuhe
Schuhe
- Sneaker
- Stiefeletten
- Schicke Stiefeletten
- Sandalen
- Laufschuhe
Sportkleidung & Equipment
- Laufjacke
- Laufshirt lang
- Laufshirt kurz
- Sportleggings
- Laufhose kurz
- Sport- / Yogahose kurz
- Sport-BH
- 2 Sport-Tops
- Yogamatte
- 2 Yogahandtücher
- Handyhalter fürs Laufen
- Fahrrad
- Luftpumpe
Schmuck
- Armband
- 3 Paar Ohrringe
- Haarklammer
- 3 Haarspangen
- 2 Haarbänder
Taschen
- Reiserucksack (30 l)
- Tagesrucksack (16 l)
- Schultertasche
- Koffer
Badezimmer
- 2 Handtücher
- 3 Waschlappen
- 7 Stofftaschentücher
- Rasierhobel
- Elektrische Zahnbürste
- Zahnputztabletten
- Nagelknipser
- Pinzette
- Menstruationstasse
- Hornhautfeile
- Fläschchen mit Öl
- Maskara
- 2 Nagellacke
- Nagellackentferner
- Deodorant
- Haarseife
Arbeitsplatz / Büro
- Laptop-Ständer
- Schreibheft
- Kugelschreiber
- Bleistift
- Anspitzer
- Mappe mit wichtigen Unterlagen
Wohnzimmer
- Lampe
- 4 Topfpflanzen
- Kissen
Schlafzimmer
- 2 Bettwäsche-Garnituren
- Bettdecke
Bücher
- 4 Bücher
- Heft Gesangsunterricht
Elektronische Geräte und Zubehör
- Laptop
- Tastatur
- Maus
- Externe Festplatte
- Smartphone
- E-Book-Reader
- Mikrofon
- Kopfhörer
- USB-Stick
Sonstiges
- 2 Mikrofasertücher
- Regenschirm
- Portemonnaie
- Etui für Karten
- Schlüssel
- Nähetui
- Wasserfilter für Reisen
- Weihnachtsbaumfiguren aus Holz
- 3 Buddha-Figuren
- Buddha-Anhänger
- Holzbild vom Erzengel Gabriel
In meiner Andenkenkiste:
Kassette mit Kindheitsaufnahmen, Überraschungseier- und Legofigur, Postkarten von meinem Vater aus Israel, Poesiealbum, meine Lieblingspuppe.
Ich habe nicht noch einmal alles durchgezählt – es sind mehr als 100 Dinge. Ungefähr 168.
Bildquelle: © Unsplash: Mehrnaz Eskandari (Beitragsbild)
Wie viele Sachen besitzt du? Was hältst du davon, eine Inventur seiner Besitztümer zu machen? Ich bin gespannt auf deinen Kommentar!
8 thoughts on “Realistischer Minimalismus: Meine (etwas mehr als) 100 Dinge”
Ich habe weit mehr Gegenstände. Ich bin gerade aber aus einer 80qm Wohnung in eine 45qm Wohnung gezogen. Da habe ich zwangsläufig Dinge verschenkt und verkauft und aussortiert.
Aber für Minimalismus o.ä. habe ich mich schon immer interessiert. Ich habe viele Sachen geändert. Bspw habe ich kein Auto, keinen Kühlschrank und lebe vegan. Wenn ich in der neuen Wohnung ankomme und da wohnen bleibe, dann werde ich die mitgenommenen Sachen überwiegend wohl behalten. Aber wenn ich noch mal umziehen sollte, werde ich den Umzug nutzen, weiteres auszusortieren. Ich bin jetzt auch auf Pappmöbel gestoßen. Mein altes schweres Eichenbett hab ich verkauft und mir ein Pappbett gekauft (Umzug damit war total easy).
Hallo Andreas,
in einer eigenen Wohnung hätte ich sicher auch mehr, allein in der Küche kommt ja einiges zusammen, selbst wenn man es minimalistisch hält.
Ohne Kühlschrank zu leben finde ich super!
Wie bewahrst du denn Lebensmittel auf, die gekühlt werden müssen? Oder kaufst du so etwas einfach gar nicht?
In meiner Russland-Zeit hatte ich auch keinen Kühlschrank, seitdem habe ich mir abgewöhnt, Kaffee ohne Milch zu trinken. 😀
Pappmöbel sind toll, ich habe aber gehört, dass man im selben Zimmer keine Wäsche trocknen sollte, weil die Möbel sonst schneller verschleißen.
Herzliche Grüße
Marion
„Realistischer Minimalismus“ – ist, denke ich, schon Auslegungssache. Ich bin für Minimalismus, gegen Verschwendung und Übermaß.
Doch 100 Dinge sind wirklich nicht realistisch- zumindest nicht für mich! 😉
Ich habe ein kleines Holzhäuschen mit Garten. Ich bin gern Zuhause und liebe den kleinen, ruhigen, grünen Fleck hinter dem Haus.
Dafür braucht man Gartengeräte, um es in Ordnung zu halten. Am Haus muss immer mal wieder etwas repariert werden, somit besitze ich auch Werkzeuge. Oh- und natürlich muss hier auch geputzt werden, dementsprechend gibt es hier Haushaltsreiniger und -geräte und auch passende Utensilien (Lappen, Mop, Eimer ect).
Natürlich habe ich eine Küche mit Geschirr und Kühlschrank. Ich wohne auf dem Land, also habe ich auch eine Waschmaschine, denn 20km zu einen Waschsalon zu fahren, ist nicht effizient.
Ich habe auch mehr Bettwäsche und Handtücher. Alle 14 Tage kommen die Kinder, meine Schwester und natürlich mein Mann leben auch hier (& der Hund). Wir können und möchten uns nicht zu 5 ein Handtuch teilen. Ich habe sicher noch etwas vergessen
So viel zum Thema Realismus.
Ich glaube, es kommt auch nicht auf die exakte Anzahl von Dingen an. Sondern dass auf Nachhaltigkeit gesetzt wird, nicht verschwenderisch sein, nicht alles doppelt und dreifach haben.
Minimalismus kann individuell sein!!! 😉
Hallo Sarah,
vielen Dank für deinen Kommentar und die interessanten Einblicke in euren Minimalismus.
Ich finde: Minimalismus muss sogar individuell sein! 😀
Die Dinge, die ich besitze, passen zu meinem momentanen Lebensstil in der Stadt. Es ist gut möglich, dass ich auch einmal auf dem Land leben werde, dann wird sich mein Besitz wahrscheinlich verzehnfachen. 😉
Minimalismus bedeutet für mich, achtsam mit Dingen umzugehen und sich nur mit dem zu umgeben, was einem wirklich gefällt und / oder was man wirklich (ge)braucht. Auf die genaue Anzahl von Gegenständen kommt es dabei überhaupt nicht an.
Herzliche Grüße
Marion
Moment, seh ich da einen einzigen BH? Hmm. Nicht wirklich alltagstauglich die Liste für mich, leider. Hatte mich gefreut endlich mal jemand weibliches gefunden zu haben und dann das.
Hallo Angi,
Danke für deinen Kommentar.
Ich trage normalerweise keinen BH, daher besitze ich auch nur einen. 😉
Mehr darüber kannst du in diesem Artikel nachlesen: Kleidung ohne BH tragen – Tipps & Tricks für zuhause, unterwegs und beim Sport
Herzliche Grüße
Marion
Frage? braucht ihr nie Werkzeug? Verschenkt ihr nie etwas und braucht Tüten und Geschenkpapier? Habt ihr keine Notfallmedikamente? backst du nie kekse oder malst? Oder irgendein Hobby? Bei mir is es eher Verbrauchsmaterial, welches viel ausmacht. Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass man das alles nicht besitzt. Was treibt ihr so Hobbymässig? Ich find Ordnung und den Grundgedanken auch schön. Aber irgendwie fehlt mir das individuelle bei all solchen Berichten. Es heisst ja immer, man besitzt was man mag. Aber irgendwie kommt mir das immer vor wie von einem anderem Planeten. Ist keine Kritik, ich versteh es nur nicht.
Hi Carrie,
Danke für die Nachfrage, das ist sicher etwas, das viele Menschen interessiert.
Der Artikel stammt noch aus der Zeit, in der ich mit Freund und Tochter in einem Zimmer im Haus meiner Schwiegermutter wohnte.
Sie hatte einen einfachen Werkzeugkasten vom Möbelschweden, das reichte aus. Geschenke verpacke ich grundsätzlich in Zeitungs- oder Packpapier. Damals hatten wir keinen Backofen, daher habe ich nie gebacken. Mittlerweile wohne ich in einer Zweizimmerwohnung mit meiner Tochter und wir haben eine Kastenform und Muffinförmchen, die ich aber nie benutze. Kekse habe ich noch nie gebacken (ich backe nicht so gern).
Ich habe eine Medikamentenbox mit Schmerztabletten, Fieberthermometer, Pflastern und so. Aber nur das Nötigste.
Meine Tochter ist mittlerweile 4 (im Artikel war sie 2, da hat sie noch nicht viel gemalt :)) und liebt malen. Sie hat zwei große Malbücher und zwei Boxen mit Stiften (dicke und dünne, jeweils 10 und 15 Farben, schätze ich). Von meiner Arbeit bringe ich ihr Schmierpapier mit, auf der Rückseite malt sie dann.
Meine Hobbys sind Yoga, Lesen, Schreiben, Laufen, Schwimmen, Freunde treffen – dafür brauche ich nicht so viele Sachen.
Ich hoffe, das macht es ein bisschen deutlicher.
Vielleicht nehme ich demnächst mal eine Podcastfolge zu dem Thema auf, danke für die Anregung.
Herzliche Grüße
Marion