Warum brauchst du überhaupt ETFs?

Warum brauchst du überhaupt ETFs?

Sparen, Budgetieren, bewusster Konsum – das sind die Kernpunkte des frugalen Lebensstils, den immer mehr von uns anstreben. Doch dieser Lebensstil stellt dich auch vor die Frage, was du mit deinem Ersparten anfangen solltest. Wie kannst du dein Geld so arbeiten lassen, dass du dir in Zukunft noch mehr Freiheiten erlauben kannst?

Vielleicht hast du in diesem Zusammenhang schon einmal den Begriff „ETF“ gehört. Drei kleine Buchstaben, die eine große Rolle auf dem Finanzmarkt spielen und auch in der frugalen Community immer mehr an Bedeutung gewinnen. Sie stehen für eine einfache, transparente und kostengünstige Möglichkeit, dein Geld anzulegen und damit ein passives Einkommen zu generieren. Doch was verbirgt sich wirklich dahinter – und vor allem, warum solltest du darüber nachdenken, dein Geld in ETFs anzulegen?

In diesem Artikel wollen wir genau diese Fragen beantworten und dir den Zugang zu einem essentiellen Bestandteil des frugalen Lebensstils erleichtern. Keine Sorge, wir werden dabei alle Fachbegriffe leicht verständlich erklären und uns gemeinsam Schritt für Schritt an das Thema herantasten. Am Ende wirst du ein klares Bild davon haben, warum so viele Menschen in der Frugalitätsszene von ETFs begeistert sind und warum sie ein wertvoller Bestandteil deiner eigenen finanziellen Strategie sein könnten.

Was sind ETFs?

Bevor wir zu den Vorteilen von ETFs kommen, müssen wir erst einmal klären, was die Abkürzung bedeutet. „ETF“ steht für „Exchange Traded Funds“, auf Deutsch börsengehandelter Indexfonds. Dieser Begriff mag zunächst kompliziert klingen, aber keine Sorge, wir zerlegen ihn jetzt für dich.

Beginnen wir mit der Bezeichnung „Indexfonds“. Ein Indexfonds ist ein Fonds, der nicht darauf aus ist, den Markt zu übertreffen, sondern lediglich einen bestimmten Marktindex nachzubilden. Ein Marktindex ist eine Art Durchschnitt, der die Entwicklung einer bestimmten Gruppe von Aktien widerspiegelt – zum Beispiel die des DAX, des „Deutschen Aktienindex“. In diesem Beispiel würde das bedeutet, dass ein ETF auf den DAX die Aktien der 40 größten deutschen börsennotierten Unternehmen kauft, und zwar in der Gewichtung, wie sie gerade im DAX vertreten sind. Ändert sich die Gewichtung im Index, (ver-)kauft der ETF automatisch Aktien.

Im Gegensatz dazu stehen aktiv verwaltete Fonds, die versuchen, den Markt zu schlagen. Sie werden von Fondsmanagern betreut, die aktiv Wertpapiere auswählen und kaufen, in der Hoffnung, eine höhere Rendite als der Durchschnitt des Marktes zu erzielen.

Da Indexfonds aber nicht den Markt schlagen wollen, sondern einfach nur den Index nachbilden, sind sie passiv verwaltet. Die Rendite eines solchen Indexfonds hängt also direkt von der Performance des zugrunde liegenden Index ab.

Machen wir weiter mit dem Begriff „börsengehandelt“. Im Gegensatz zu manchen anderen (aktiven) Fonds sind ETFs Indexfonds, die an der Börse gehandelt werden – daher der Name „börsengehandelter Indexfonds“. Das bedeutet, dass man sie – genau wie Aktien – an der Börse kaufen und verkaufen kann.

Zusammengefasst können wir also sagen: Ein ETF ist ein Fonds, der passiv einen bestimmten Marktindex nachbildet und an der Börse gehandelt wird. Er verfolgt das Ziel, den Markt nicht zu übertreffen, sondern lediglich die Performance des zugrunde liegenden Index zu erreichen.

Grund 1: Geringe Kosten

Im letzten Abschnitt haben wir über den Vergleich zwischen aktiv verwalteten Fonds und ETFs gesprochen. Ein wichtiger Unterschied der beiden Anlagevarianten sind die Kosten, die bei beiden Anlageformen anfallen. Hier punkten ETFs gegenüber aktiv verwalteten Fonds ganz klar: Sie sind in der Regel deutlich günstiger.

Der Grund dafür liegt genau in der passiven Anlagestrategie, die wir besprochen haben. Da bei ETFs keine aktiven Entscheidungen über den Kauf und Verkauf von Wertpapieren getroffen werden müssen, entfällt der Aufwand für ein Management, das diese Entscheidungen trifft. Dies spart erheblich Kosten.

Bei aktiv verwalteten Fonds fallen hingegen hohe Kosten für Fondsmanager und Analysten an, die den Markt ständig beobachten und versuchen, die besten Entscheidungen zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren zu treffen. Diese Kosten werden im Allgemeinen auf die Anleger umgelegt und schmälern so die tatsächliche Rendite der Investition.

Unseren Recherchen nach liegt die Gesamtkostenquote bei ETFs durchschnittlich bei etwa 0,2 bis 0,5 %, bei aktiven Fonds hingegen bei etwa 1,5 bis 2,0 %. Es kann also durchaus vorkommen, dass ein aktiver Fonds das Zehnfache eines vergleichbaren ETFs kostet – und das, obwohl er im Endeffekt sogar eine schlechtere Performance hat.

Die Kosten sind also ein wichtiger Faktor, der für die Investition in ETFs spricht. Sie ermöglichen dir eine kostengünstige Teilnahme am Marktgeschehen und können so zu einer höheren Rendite auf deine Investition führen.

Grund 2: Weniger Risiko durch breite Streuung

Du hast sicherlich schon mal das Sprichwort „Lege nicht alle Eier in einen Korb“ gehört. Dies gilt auch – oder vor allem – für Investitionen. Wer sein Geld auf verschiedene Anlagen verteilt, geht ein wesentlich geringeres Risiko ein, bei schlechter Performance einer einzelnen Anlage viel Geld zu verlieren.

ETFs ermöglichen genau diese breite Streuung des Risikos, indem sie in viele verschiedene Aktien investieren – alle Aktien, die in dem betreffenden Index enthalten sind. Das heißt, wenn du in einen ETF investierst, kaufst du nicht nur eine Aktie, sondern einen kleinen Teil aller Aktien, die der ETF abdeckt. Und je mehr unterschiedliche Aktien du besitzt, desto besser ist normalerweise deine Risikoverteilung.

Ein möglichst breit gestreuter ETF ist beispielsweise der FTSE All World. Dieser investiert in über 3.600 mittlere und große Unternehmen in Industrie- und Schwellenländer und kostet dabei gerade einmal 0,22 Prozent.

So bietet die Investition in ETFs durch ihre breite Streuung eine hervorragende Möglichkeit, auch mit einem kleinen Vermögen Risiken zu minimieren. Normalerweise würde eine Investition in mehrere tausend Einzelwerte erst ab einem Vermögen von mehreren Millionen Euro Sinn ergeben. Mit einem ETF kannst du hingegen von der gleichen Diversifikation bereits mit wenigen Euros investiertem Geld profitieren.

Grund 3: Hohe Liquidität

Ein weiterer wichtiger Vorteil von ETFs ist ihre hohe Liquidität. Doch was bedeutet das eigentlich?

Das Wort „Liquidität“ bezieht sich auf die Fähigkeit, eine Anlage schnell in Bargeld umzuwandeln. Ein liquides Anlageprodukt ist eines, das man leicht verkaufen kann, ohne dass der Preis signifikant sinkt. In der Finanzwelt ist Bargeld das liquideste Gut, da es sofort verfügbar ist. Andere Anlagen, wie Immobilien zum Beispiel, gelten als weniger liquide, weil sie in der Regel Zeit und Aufwand erfordern, um sie in Geld umzuwandeln.

Da ETFs, wie bereits erwähnt, an der Börse gehandelt werden, sind sie sehr liquide. Dies bedeutet, dass du deine ETF-Anteile jederzeit während der Börsenöffnungszeiten verkaufen kannst. Die Möglichkeit, schnell und problemlos auf deine Anlagen zugreifen zu können, ist besonders dann wichtig, wenn du unerwartete Ausgaben hast oder wenn sich deine finanzielle Situation plötzlich ändert.

Dennoch sollte man bedenken, dass ETFs in erster Linie als langfristige Anlage gedacht sind und sich besonders gut für Sparpläne eignen.

Also, wenn du nach einer Anlagemöglichkeit suchst, die sowohl eine Chance auf Rendite als auch eine hohe Verfügbarkeit deines investierten Geldes bietet, dann könnten ETFs eine gute Option für dich sein.

Grund 4: Sicherheit durch Sondervermögen-Status

Ein weiterer Punkt auf unserer Liste der ETF-Vorteile ist der sogenannte Sondervermögen-Status. Dieses Detail mag auf den ersten Blick weniger aufregend klingen, jedoch spielt es im Worst-Case-Szenario eine entscheidende Rolle und bietet dir ein hohes Maß an Sicherheit.

Doch was genau bedeutet „Sondervermögen“? In einfachen Worten: Wenn du in einen ETF investierst, kaufst du Anteile an einem Fonds. Dieser Fonds besteht aus den Vermögenswerten, in die der ETF investiert hat, zum Beispiel Aktien. Diese sind rechtlich getrennt vom Vermögen der Fondsmanagement-Gesellschaft.

Die Bedeutung dieser Regelung wird klar, wenn man bedenkt, was passiert, wenn die Fondsmanagement-Gesellschaft in finanzielle Schwierigkeiten gerät oder gar Insolvenz anmelden muss. In einem solchen Fall sind deine investierten Gelder durch den Sondervermögenstatus geschützt. Selbst wenn die Fondsgesellschaft pleite geht, bleibt das Fondsvermögen unangetastet und deine Investition geht nicht in die Insolvenzmasse ein.

Grund 5: Sparpläne auch mit kleinen Summen

Nun kommen wir zum letzten Punkt auf unserer Liste der ETF-Vorteile: die Möglichkeit, durch Sparpläne auch mit kleinsten Beträgen zu investieren.

Bei einem Sparplan investierst du durch regelmäßige Einzahlungen ganz automatisiert in einen bestimmten Fonds. Dabei wird ein bestimmter Betrag, der frei wählbar ist, automatisch vom Konto abgebucht und in den gewählten Fonds investiert, beispielsweise monatlich 100 Euro.

Das Tolle an ETFs ist, dass sie sich hervorragend für Sparpläne eignen – und zwar schon ab kleinen Beträgen. Bei manchen Online-Brokern kannst du bereits ab einem Euro pro Monat in einen ETF-Sparplan investieren. Das ist ideal für all diejenigen unter uns, die erst einmal klein anfangen und trotzdem vom langfristigen Wachstum des Marktes profitieren wollen.

Wann solltest du nicht in ETFs investieren?

Während es gute Gründe gibt, in ETFs zu investieren, gibt es auch Situationen, in denen es vielleicht nicht der richtige Schritt für dich ist. Hier sind einige Punkte, die du beachten solltest:

Der größte Nachteil, den ETFs mit sich bringen, sind Kurs-Schwankungen. Genau wie Aktien, können auch ETFs massiven Schwankungen unterliegen, was bedeutet, dass der Wert deiner Anlage stark fallen kann. In einem schlechten Szenario könnten deine Investitionen zwischenzeitlich um 50 % oder mehr einbrechen. Da ETFs den Markt nachbilden, bist du direkt von dessen Performance und den oft volatilen Börsenbewegungen abhängig.

Eine wichtige Faustregel bei der Anlage in ETFs ist daher, dass du auf das investierte Geld für eine längere Zeit – etwa 10 bis 15 Jahre – verzichten können solltest. Langfristig haben die Märkte die Tendenz, sich zu erholen und zu wachsen. In den letzten 35 Jahren lag die Performance des MSCI World beispielsweise bei über 8 Prozent pro Jahr. Kurz- bis mittelfristig können die Märkte allerdings sehr unbeständig sein. Wenn du also denkst, dass du das investierte Geld in den kommenden Jahren benötigen wirst, könnte eine Investition in ETFs nicht der beste Weg für dich sein.

Bevor du überhaupt ins Investieren einsteigst, solltest du außerdem zunächst einen Notgroschen aufbauen. Finanzexperten raten zu einem Notgroschen von etwa 3 bis 6 Monaten des Nettoeinkommens. Dieses Geld sollte sicher und leicht zugänglich gelagert werden, beispielsweise auf einem Tagesgeldkonto, in Anleihen oder Geldmarktfonds. Der Notgroschen dient als finanzielles Sicherheitsnetz für unvorhergesehene Ausgaben oder Notfälle. Nur wenn dieser Notgroschen fest etabliert ist, solltest du darüber nachdenken, zusätzliches Geld in riskantere Anlagen wie ETFs zu stecken.

Rechenbeispiel für Frugalist:innen

Doch eignen sich ETFs auch für Frugalisten? Die Antwort lautet: Ja, durchaus. Mit ihrer Einfachheit und Transparenz eignen sich ETFs besonders für Einsteiger, und die Möglichkeit, schon mit kleinen Beträgen regelmäßig anzulegen und später daraus ein passives Einkommen zu generieren.

Der deutsche Finanzexperte Gerd Kommer ist kein großer Fan der in Frugalisten-Kreisen weit verbreiteten 4-Prozent-Regel für ETFs. Allerdings kann man seiner Meinung nach auf Basis historischer Daten davon ausgehen, dass man mit ETFs jährlich etwa 3 % des investierten Kapitals entnehmen kann, und das über einen Zeitraum von mindestens 40 Jahren, vielleicht sogar auf unbestimmte Zeit.

Aber wie könnte das konkret aussehen? Angenommen du schaffst es, über einen Zeitraum von 15 Jahren pro Monat 1.500 Euro in deinen ETF-Sparplan zu investieren. Bei historischen Renditen von 7 bis 8 Prozent pro Jahr kommst du laut unserem ETF-Sparplanrechner auf rund eine halbe Million Euro. Nun kannst du aus diesem Vermögen rund 15.000 Euro pro Jahr vor Steuern entnehmen. Mit etwas Glück (je nach Marktgeschehen) sogar auf unbestimmte Zeit, da langfristig die Entnahmerate von 3 Prozent deutlich unter der durchschnittlich erwarteten Rendite von 7 bis 8 Prozent liegt.

Fazit: Passives Einkommen für Frugalisten

Wir haben eine ganze Menge über ETFs gelernt und herausgefunden, dass sie viele Vorteile mit sich bringen. Sie sind kosteneffizient, bieten eine breite Diversifikation, hohe Liquidität, Sicherheit durch Sondervermögen und eignen sich durch Sparpläne auch für regelmäßiges Sparen (mit kleinen Beträgen) sehr gut.
Obwohl Kursschwankungen ein gewisses Risiko darstellen, haben ETFs langfristig das Potenzial ohne einen großen zeitlichen Aufwand, eine solide Rendite zu erzielen. Wenn du dich jetzt fragst, wie du den „perfekten“ ETF für dich findest, könnte unser Artikel zur ETF-Auswahl spannend für dich sein.

Hast du noch Fragen zu ETFs? Stelle sie gern in den Kommentaren!

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Alexander Baetz

Alexander ist Mitgründer von Zendepot. Er hatte sein ETF-Debüt mit 18 Jahren: Damals fragte er sich, wie er sein erstes Gehalt mit möglichst wenig Aufwand investieren kann, damit es langfristig für ihn arbeitet. 2018 schloss er sein Wirtschaftsinformatik-Studium mit einem Bachelor of Science ab. Seitdem arbeitet er als Marketing Freelancer und betreibt PrivacyTutor. Auf der Website und dem zugehörigen YouTube-Channel beschäftigt er sich damit, wie wir mehr Kontrolle über unser digitales Leben bekommen.

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