Eines Morgens, es war an einem Donnerstag (so beginnt meine Tochter ihre Geschichten über den Hund 21, aber das tut hier nichts zur Sache), lag eine Karte im Briefkasten.
Sie war selbstgebastelt und schön und kam von Julia.
Ich habe Julia spontan gefragt, ob sie Lust hat, im Podcast über Minimalismus zu sprechen, und tata – hier ist unser Gespräch.
Vielen Dank noch einmal, liebe Julia! 🌸 Und dir viel Freude beim Zuhören.
Transkript / Stichworte
Über diese Themen haben wir gesprochen:
Was hast du heute Vormittag gemacht?
Was bedeutet für dich Minimalismus?
Wie bist du zum Minimalismus gekommen?
Was ist für dich das Tolle am Minimalismus?
Was ist dein Lieblingsessen?
Wie hat sich dein Leben durch Minimalismus geändert?
Was ist besser geworden?
Was ist schlechter oder schwieriger geworden?
In welchen Lebensbereichen bist du nicht minimalistisch?
Wofür gibst du gerne Geld aus?
Wie sieht ein perfekter Tag in deinem Leben aus?
Marion
Herzlich willkommen zum Frugales-Glück-Podcast. Heute habe ich wieder einen Gast, eine Gästin, obwohl ich dieses Wort immer noch ein bisschen schwierig finde. Aber die liebe Julia ist zu Gast im Frugales Glück Podcast und Julia ist Hörerin des Frugales Glück Podcasts und sie hat mir eine Karte geschrieben. Die Karte siehst du auch in dem Beitrag zu dieser Folge auf Frugales Glück. Da habe ich mich mega drüber gefreut. Also eine tolle Idee, auch wenn du mir einen Post schicken willst, mach das gerne. Und da habe ich Julia einfach gefragt, ob sie mal ihre ihren Weg zum Minimalismus, wie sie lebt, was für sie Minimalismus ist, im Podcast mit dir teilen möchte und sie hat sofort zugesagt. Und ja, eine ganz tolle Folge. Freu dich schon mal auf das Gespräch mit Julia.
Hallo liebe Julia, herzlich willkommen im Frugales-Glück-Podcast!
Julia
Hallo Marion, schön, dass ich hier sein kann.
Marion
Ja, sehr schön. Ich fange gleich mal an: Was hast du denn heute Vormittag bisher so gemacht?
Julia
Noch nicht viel, außer gemütlich gefrühstückt, weil ich gerade arbeitslos bin. Das können wir auch noch besprechen. Das hängt schon auch ein bisschen mit dem Thema Minimalismus zusammen. Aber ich habe sehr ausführlich gefrühstückt, und zwar, wie es meiner Art ist, ziemlich deftig und Das klingt spannend, ja. Genau. Gemütlich mit meinem Freund Kaffee getrunken und dieses Setup hier eingerichtet und sonst eigentlich noch nicht viel.
Marion
Klingt super. Es ist ja auch erst 11 Uhr, nicht, dass die ZuhörerInnen jetzt denken, es ist schon drei oder so. Wäre ja auch egal. Wir wollen ja heute über Minimalismus sprechen. Und was bedeutet denn für dich Minimalismus? Das ist immer so eine sehr individuelle Sache und mich würde interessieren, was für dich eigentlich Minimalismus ist.
Julia
Genau, also Was du ja schon sagst, ist das ein total weites Feld, was Leute unter Minimalismus verstehen. Und ich weiß gar nicht, ob ich mich direkt so labelen würde, aber in diesem weiten Feld fühle ich mich auf jeden Fall irgendwie sehr wohl und inspiriert. Deshalb klaue ich mir dieses kleine Etikett vielleicht Teilzeit. Aber generell sehe ich das als eine Hilfe in der Entscheidungsökonomie für ein schöneres, stressfreieres Leben. Also eine Hilfe, sich zu entscheiden durch bestimmte Konzepte, durch Entscheidungen, die man einmal trifft und dann nicht jeden Tag wieder treffen muss.
Marion
Spannend, ja.
Julia
Die man natürlich auch rückgängig machen kann, aber die vor allen Dingen Räume schafft für andere Sachen.
Marion
Spannend, ja. Also so flexible Entscheidungshilfen eigentlich.
Julia
Genau. Was ich damit meine, ist so ein bisschen diese Illusion, dass man immer nur denkt, dass man sich für Sachen entscheidet, aber mit jeder Sache, für die man sich entscheidet, entscheidet man sich auch gegen eine Sache. Also entscheide ich mich für einen Vollzeitjob? Entscheide ich mich gegen mehr Freizeit? Entscheide ich mich, einen Vollzeitjob und ein Kind zu haben? Entscheide ich mich gegen ein Sozialleben, basically. Bei den meisten Leuten ist das, glaube ich, so. Also das ist jetzt alles natürlich subjektiv. Mag sein, dass das für manche Leute auch stimmt, aber grundsätzlich ist es so, dass es eine begrenzende Sache gibt und das ist die Lebenszeit. Das klingt jetzt auch so ein bisschen abgelutscht, aber man kann nicht alles im Leben haben, aber man kann die Dinge, die man mag, einfach sehr viel in seinem Leben haben. Und ich finde, dafür sollte man unwichtigere Sachen oder Sachen, die irgendwie eine leere Konvention sind, versuchen, irgendwie aus seinem Leben rauszubekommen.
Marion
Ja, das ist total spannend. Da hinter steht ja auch dieses Konzept von Verzicht, wie der Menschen denken ja bei Minimalismus an Verzicht, die Menschen wohnen nur noch in leeren Räumen mit 20 Sachen aus dem Koffer oder so. Aber ich finde, ja, gerade Verzicht bedeutet auf der einen Seite ein Verzicht, ist auf der anderen Seite immer ein Gewinn und umgekehrt. Und viele vergessen das. Also was du auch sagst, auch das mit dem Vollzeitjob oder mit den Kindern. Ich glaube, viele haben so die Illusion, dass man wirklich alles haben kann. Ich weiß gar nicht, woher das kommt. Und dann prangern sie sich selbst an, wenn das nicht klappt. Warum kriege ich jetzt nicht meinen Vollzeitjob und meine zwei Kleinginder unter einen Hut? Die anderen schaffen das doch auch alle. Ja, aber …
Julia
Ja, ich glaube, die Illusion ist, dass wir einfach … Also erst mal ist das schon ein Luxusproblem. Also früher hatten die Menschen nicht diese Wahl und auch nicht diese Pluralität an Lebensmodellen, die sie irgendwie gesehen haben. Und wir sehen halt alle diese Lebensmodelle und denken uns: „Wir können uns da einfach aus allen das Beste heraussuchen, aber das funktioniert eben nicht. Also mein liebstes Beispiel sind die Menschen – das soll jetzt nicht gegen Hunde gehen, aber die irgendwie eine Familie haben, arbeiten, also schon total gestresst sind und dann denken: „Ich brauche noch einen Hund, weil zu einem richtig guten Leben und zu einer Familie gehört irgendwie noch ein Hund.
Marion
Ja, krass. Das finde ich auch. Das war auch immer mein Gedanke: „Warum habt ihr jetzt noch einen Hund?
Julia
Warum jetzt noch der Hund? Das ist doch der Wahnsinn. Oder warum jetzt noch der Kleingarten, der total viel Arbeit macht? Ich denke mir, wenn ich noch mal richtig Bock auf einen Hund habe, dann kann ich das ja auch noch machen, aber vielleicht einfach nicht jetzt. Also einfach Vielleicht auch vielleicht.
Marion
Nicht alles auf einmal, ja.
Julia
Ich habe auch schon so eine- Ein Haus abbezahlen für 20 Jahre, so was auch. Ja, das finde ich auch total krass. Die Dinge ziehen natürlich immer andere Dinge hinter sich her. Und Das Haus ist ja nicht so schlimm, obwohl doch, das zieht auch Arbeit hinter sich her, aber es zieht dann auch noch den Vollzeitjob hinter sich her.
Marion
Ja.
Julia
Aber gut, wenn das die Entscheidung ist und man damit glücklich ist und das ausfüllen kann, dann ist das Das ist eine super Sache.
Marion
Ja. Und wie bist du denn eigentlich zum Minimalismus gekommen? Und wie lange ist das vielleicht auch schon her?
Julia
Also das war jetzt nicht so eine „Ich lese ein Buch oder „Ich höre einen Podcast, und in dem Fall war es keine Entscheidung, sondern es hat sich so ein bisschen in mein Leben hineingeschlichen. Ich bin irgendwie ein wenig in diesem studentischen Lebensstil verhangen. Ich bin jetzt 36, lebe in einer WG mit meinem Freund zusammen und zwei anderen Menschen und habe jetzt auch nicht vor, das in naher Zukunft zu verändern. Habe da ein 16 Quadratmeter Zimmer. Also das erfordert ein gewisses Maß an Minimalismus, möchte ich sagen. Auch wenn dieses Zimmer nicht so aussieht wie jemand, der minimalistisch lebt und eine große Altbauwohnung für sich alleine hat, da sieht das natürlich dann verteilt, ein so ein bisschen Cleaner noch aus. Genau. Und ja, das Studium, danach habe ich noch promoviert und es gab auch Zeiten mit wenig Geld oder wo ich da irgendwie drauf schauen musste. Und da habe ich mir gedacht, ich muss da ganz klare Prioritäten setzen, dass ich die Sachen machen kann, die mich glücklich machen und überlegen, was mich vielleicht auch gar nicht so glücklich macht. Also mein Beispiel sind immer die wahnsinnig schlechten Kässpätzle in so einem Wirtshaus essen Das hat mich irgendwie noch nie glücklich gemacht.
Julia
Grundsätzlich München, oder? Ja. Genau, das ist immer so die eine Option mit irgendwie noch Spinatknödeln oder so, die es da gibt, ohne Fleisch. Es gibt auch bessere Wirtshäuser, aber ja.
Marion
Das ist auf jeden Fall gleich zu den Norddeutschland – ich komme ja aus Norddeutschland – Wirtshäusern, die nennt man da gar nicht so. Wie nennt man die denn da? Keine Ahnung, aber da hat man, glaube ich, nur Pommes zur Auswahl. Spinatknödel sind ja schon ziemlich fancy.
Julia
Ja, stimmt. Ich komme auch aus Norddeutschland, aber ich bin hier sozusagen hin-Migriert. Genau. Ja, nein, mehr als Pommes gibt es schon, aber es sind immer die gleichen Sachen und es ist sehr meelschwitzen-lastig. Meelschwitzen?
Marion
Ja, ich kann es mir vorstellen.
Julia
Genau, aber so bin ich so ein bisschen zu Minimalismus gekommen. Das hat mich auch viel interessiert. Also so bin ich auch auf deinen Podcast gekommen. Ich habe da immer mal herumgelesen und geschaut, die Leute so machen. Und auch in der WG gab es da die einen oder anderen Mitbewohner:innen, die sich dafür interessiert haben. Und ich finde auch, dass Minimalismus auch so eine Art Community-Effekt sein kann. Also gar nicht durch das Einsparen von Dingen, aber durch das Teilen von Dingen. Also dadurch gibt es dann eigentlich sehr viele Dinge, aber da man sie irgendwie nur Teilzeit besitzt oder teilt, hat man da irgendwie Finde ich, das ist ein total schönes Konzept und es funktioniert total gut und ist auch nachhaltig.
Marion
Ja, wenn du in der WG wohnst, dann teilst du ja schon eine große Sache, die viele Leute nicht teilen, nämlich den Wohnraum. Das ist eigentlich auch finanziell sehr smart.
Julia
Ja, das lohnt sich tatsächlich total. Und ich finde, einmal lebe ich auch gerne in einer WG und bekomme total für Inspiration, wie andere Leute ihr Leben leben und merke da auch selber immer mehr, was ist mir eigentlich wichtig, also dadurch, dass ich mit anderen Leuten zusammenlebe, dadurch, dass es da auch manchmal Konflikte gibt. Aber es ist halt auch eine Entscheidung, die ich für das Jetzt treffe und die ich später auch noch mal anders treffen kann, weil ich mir gedacht habe, wie mit dem Hund. Also ich kann halt auch noch mit 60 Jahren in eine total schön eingerichtete Wohnung ziehen, wo alles so aussieht, wie ich mir das ausgedacht habe. Das wird dann auch total schön sein. Das wird nicht weniger schön sein, wenn ich das erst dann mache. Aber jetzt wohne ich halt so und habe mir dadurch andere Freiheiten irgendwie erschaffen.
Marion
Das führt auch schon zu der nächsten Frage: Was ist für dich das Tolle am Minimalismus?
Julia
Auf jeden Fall die Freiheit und Unabhängigkeit. Also einmal natürlich von Dingen, aber vor allen Dingen auch finanziell. Dass ich mir – das hast du ja in deinem Podcast auch schon gesagt –, dass ich mir sozusagen potenzielle Gestaltungsräume offen halte für die Zukunft. Also dass ich jeden Tag neu entscheiden kann: Was möchte ich machen? Mich nicht mit kleinen Entscheidungen irgendwie, was will ich anziehen oder so was, ablenke. Und genau, also auch unabhängig bin, wenig Geld brauche und dadurch auch mir jetzt so was leisten kann, zu sagen: „Okay, jetzt war es in dem Job nicht mehr so toll? Jetzt suche ich mir was Neues und muss da auch nicht erst das Beste nehmen. Ich hoffe, mein netter Berater von der Arbeitsagentur hört nicht zu. Nein, also- Das weiß man nie, wer dazu hört. Nein, also der ist wirklich-Ich kann da wirklich nur Werbung für machen, der ist ganz toll und berät mich auch gut. Und der ist, glaub ich, auch interessiert daran, dass ich nachhaltig eine tolle neue Arbeit finde.
Marion
Genau Ja, ich finde auch. Jetzt, das ist ein bisschen off-Topic, aber die Arbeitsagentur für Arbeit …
Julia
Wie heißt die eigentlich? Bundesagentur für Arbeit.
Marion
Ja, danke, ich wohne ja nicht mehr in Deutschland. Aber ich finde, die hat auch zu Unrecht teilweise einen schlechten Ruf, weil einige dieser Leute sind wirklich super nett und total kompetent und wirklich nicht so, wie man gemeinhin annimmt.
Julia
Ja, überhaupt. Das ist jetzt auch off-Topic, aber in so eine Sonderabteilung geraten für Geisteswissenschaftler:innen, glaube ich, oder?
Marion
In der Da war ich auch. Ich habe mal kurz in Berlin gewohnt, da war ich auch in dieser Abteilung. Die ist super.
Julia
Die sind so nett da. Ja, das finde ich wirklich toll. Muss man ja auch mal sagen, dass manche Dinge auch wirklich gut laufen.
Marion
Ja, eben. Das vergisst man ja so schnell, wenn man wie man sich darauf fokussiert, was alles schlecht ist.
Julia
Ja, genau.
Marion
Das habe ich dich unterbrochen.
Julia
Nein, gar nicht. Das ist ja ein Gespräch.
Marion
Du brauchst weniger Geld. Ja, das ist auch gerade in Bezug auf Arbeit, finde ich, super wichtig, weil sonst, wenn man in dieser Haus-Abbezahl-Falle ist oder in so seinen Lebensstil so hochskaliert hat, diese Lifestyle-Inflation, dann macht man sich so abhängig davon, immer einen bestimmten Betrag verdienen zu müssen und nimmt sich dann die Entscheidungsfreiheit, das auch mal kurz, ein paar Monate oder so weniger Geld zu verdienen oder ganz darauf zu verzichten, zum Beispiel, indem man Arbeitslosengeld bekommt oder was auch immer oder von seinem Ersparten lebt, eben was anderes zu finden und seine Lebensqualität dann eigentlich wieder zu verbessern. Und viele Menschen bleiben dann einfach in Jobs, die sie total unglücklich machen.
Julia
Ja, und was ich jetzt noch zum Minimalismus dementsprechend als Positives sagen wollte, ist … Also drei Punkte habe ich mir nämlich notiert, nämlich Fitness, Abhärtung und Kreativität. Sehr schön. Wenn man zum Beispiel kein Auto hat. Und gerade überall mit dem Fahrrad hinfahren, oder fast überall, oder mit den öffentlichen, aber vor allen Dingen mit dem Fahrrad, auch bei Regen. Und die Leute sind immer so erstaunt, dass man das irgendwie sich antut und bemitleiden ein. Und ich bemitleide immer diese Leute, die in dem SUV an mir vorbeifahren, weil ich mir denke: „Du genießt gerade nicht dieses kostenfreie Fitnesstraining, das ich genieße, die frische Luft. Und habe immer das Gefühl, dass die Leute sich ein komplett paradoxes Lebensmodell oder Lebensvorstellung gezimmert haben, in der sie irgendwie schlank und durch trainiert sind, aber in ihrem Auto sitzen und im Büro sitzen. Und ich denke mir immer so: „Das müssten sie doch sehen, dass das gar nicht zusammenkommen kann.“
Marion
Das ist völlig absurd, ja.
Julia
Ja, genau. Also das ist auch toll am Minimalismus: Man entwickelt, glaube ich, eine gewisse Grundfitness, ohne dass man überhaupt Sport macht.
Marion
Ja, das ist ein super Punkt. Mir geht das auch so, zum Beispiel beim Putzen. Ich bin noch nie auf die Idee gekommen, eine Person anzustellen, um für mich zu putzen. Erstens, weil ich das effizient selber machen kann und da gar nicht so viel Zeit brauche, aber zweitens, weil ich auch finde, das ist so einfach kostenlose Bewegung, die auch schön sein kann. Das muss ja nicht unbedingt irgendwas Schlechtes sein.
Julia
Ja, das kann ich total nachvollziehen. Ich habe da auch eine Abneigung gegen, obwohl es für manche Menschen auch eine gute Entscheidung sein kann, sich da irgendwie Hilfe zu suchen. Also sehe ich total. Aber ich mache das auch meistens in Sportklamotten und versuche, das auch immer so irgendwie radikal und bewegungsreich wie möglich zu gestalten, bin danach auch eigentlich immer verschwitzt und denke mir immer so: „Ja, das gab es jetzt umsonst dazu. Sauere Wohnung. Und mittlere, kardiovaskuläre Einheit absolviert. Gut.
Marion
Ja, sehr cool. Gibt es denn auch Sachen, die schwieriger geworden sind für dich, seitdem du minimalistisch oder minimalistischer lebst oder die durch sich dein Leben verschlechtert hat?
Julia
Da habe ich tatsächlich drüber nachgedacht und da ist mir eigentlich nichts eingefallen, außer ein Punkt, dass man natürlich, sobald man sich ein bisschen von der Norm der Gesellschaft entfernt, sich da immer rechtfertigen muss und das so ein bisschen aushalten muss, dass Leute erstaunt sind, wie man Dinge macht, dass Leute das hinterfragen, dass Leute das irgendwie anstrengend finden, ohne dass man versucht, sie zu bekehren oder so, aber einfach nur dadurch, dass man die Sachen macht und sie damit auch gewissermaßen mit ihren Entscheidungen konfrontiert. Das ist mir schon aufgefallen. Also meine Eltern, die spotten dann auch. Also mein Vater zum Beispiel. Ich wollte dann irgendwie für die WG-Ich versuche immer, Sachen, die übrig sind, noch zu benutzen, weil ich mir denke: „Ja, in der WG gehen eh oft Sachen kaputt und dann muss ich mich nicht ärgern, dass meine Sache kaputtgegangen ist, sondern dann war die Sache eh irgendwo übrig und dann Ist das nicht schlimm? Und da habe ich mir von meiner Mutter, nachdem unser Sonnenschirm irgendwie schon jahrelang so eine Art Dreivviertel-Packman war, wo man immer noch an einer Stelle Schatten bekommen hat, habe ich mir einen intakten Sonnenschirm, der übrig war, so ein paar Stockflecken hatte, mitbringen lassen.
Julia
Und mein Vater ist natürlich feiner. Also der konnte das gar nicht fassen, dass man diesen alten Schirm noch benutzen will und sich nicht einfach einen neuen kauft. Das ist noch gar nicht so teuer, das müsste ich mir doch leisten können. Also ob, ja Genau, dieses Unverständnis, das muss man mögen, aber ich finde das auch lustig.
Marion
Ja, das ist ein bisschen wie bei der veganen Ernährung, auch wenn wo man gar nicht darüber spricht. Die Leute wissen es einfach nur, aber die pure Präsenz ist einfach schon ein bisschen provokativ, weil die schon infrage stellt, was eigentlich mit dem Lebensentwurf der anderen ist. Und dadurch fühlen die sich dann oft provoziert, auch wenn man gar nichts sagt oder tut eigentlich.
Julia
Also diese sogenannten militanten Veganer:innen, die habe ich auch eigentlich noch nicht getroffen. Nein, ich auch nicht. Das ist fast zäh. Und wenn sind das Leute, die sich sehr kurz zeitlich dafür entscheiden, das dann einmal radikal machen und nach einem halben Jahr ist das wieder vorbei. Ich bin nicht Veganerin, aber lebe seitdem ich 13 bin, vegetarisch, also esse kein Fleisch und dann später Da hatte ich auch seit Jahren keinen Fisch mehr. Und bei meiner letzten Arbeitsstelle, da haben wir mal zusammen gegessen und ich habe das nicht einmal irgendwie erwähnt, aber das war bestimmt sechs Monate lang, gab es die ganze Zeit so vegetarische Sprüche, also „Ja, nein, bloß kein Greta Teller und so. Es war ein riesiges Thema für die. Ja, na gut.
Marion
Ja, aber das zeigt ja, dass das irgendwas auslöst und dass sie sich eigentlich nicht gut fühlen mit ihrer eigenen Entscheidung.
Julia
Ja, es wird halt so ein bisschen unbequem.
Marion
Sonst würden sie das ja nicht ansprechen.
Julia
Ja, genau.
Marion
Unbequem, genau.
Julia
Ja, aber ich sehe das genauso. Das macht irgendwas mit den Leuten. Aber man muss denen auch so ein bisschen Raum und Zeit da geben. Man darf da auch nicht so viel erwarten. Also lecker für andere Leute kochen ist immer ein ziemlich nicht gutes-Das entspannt die Leute dann ein bisschen.
Marion
Ja, auf so eine positive Art und Weise. Wenn du jetzt schon kochen sprichst: Was ist denn dein Lieblingsessen? Das war eigentlich meine letzte Frage, aber die kann ich jetzt auch schon stellen. Du hattest auch schon vorher gesagt, dass du unglaublich gerne über Essen redest oder auch gerne isst.
Julia
Damit ist das Thema Minimalismus jetzt vom Tisch und wir wechseln in Marion's Koch-Podcast.
Marion
Herzlich willkommen zum Koch-Podcast.
Julia
Ja, also ich konnte mich tatsächlich überhaupt nicht entscheiden für ein Lieblingsessen. Also was das Thema Essen angeht, bin ich jetzt auch nicht so minimalistisch unterwegs. Also es gibt immer so bestimmte Inselen, die man sich schafft, wo man gerne irgendwie aus der Fülle schöpft. Obwohl ich mag auch einfache Essen und ich koche auch mal einfach. Aber ja, ich bin so ein bisschen eine von diesen Otto Lenghi-Jünger:innen, falls das jemand was sagt. Das ist ja irgendwie im deutschen Bildungsbürgertum nicht mehr aus den Regalen wegzudenken. Kennst du den?
Marion
Nein. Nein. Nein. Nein.
Julia
Also das ist ein …
Marion
Habe ich schon mal gehört, aber ich habe jetzt keine Ahnung, was sich dahinter verbirgt.
Julia
Ja, das ist ein Koch, der hat einfach wahnsinnig … Also der hat eine Kolumne im Guardian gehabt und danach auch irgendwie Kochbücher geschrieben und macht einfach eine total tolle Fusion-Küche aus orientalisch, mediterraner und asiatischer Küche. Und der ist jetzt nicht vegan oder vegetarisch, aber der sagt einfach ganz klar, das Gemüse steht immer im Mittelpunkt und die meisten Rezepte kann man einfach immer vegetarisieren, veganisieren oder sie bestehen eh nur aus Gemüse, aber in tollen, spannenden neuen Zubereitungsarten. Genau, und da habe ich mir auch ein minimalistisches Rezept rausgesucht, was ich jetzt kann. Ein libanesisches Rezept, das heißt Batata Haara. Und das sind Ofenkartoffeln, die wahnsinnig knusprig sind, mit Paprika zusammen. Und da ist der Clou, dass man sie mit Koriander und Knoblauch beckt und am Ende noch ganz viel Zitronensaft draufschüttet, wo ich mal dachte: „Kartoffel und Zitrone, das kann ich mir gar nicht vorstellen, aber das ist eine irre Kombi und es schmeckt mega gut.
Marion
Und man braucht nur Kartoffeln, Paprika, frische Zwischenknoblauch wahrscheinlich und Koriander?
Julia
Zitrone. Ja, und Zitrone. Ja, und Öl und Salz und Pfeffer.
Marion
Sehr minimalistisch, ja. Klingt sehr gut. Klingt auch sehr gut. Otto Lenghi, das werde ich mir mal anschauen. Ich habe nämlich, anders als du, so das Problem … Oder was heißt „Problem? Das ist ja kein Problem. Aber ich würde mir gerne mehr Mühe geben, zu kochen und das wirklich richtig nett zu machen und jeden Tag auch ein bisschen was anderes und so weiter. Aber dann mache ich dann doch lieber andere Sachen und koche mir Einfach so einen riesigen One Pot mit irgendwas, den ich dann fünf Tage hintereinander esse. Also das ist wahrscheinlich jetzt für die feinschmeckenden ZuhörerInnen eine ziemlichere Schreckensvorstellung. Ja, aber das wäre schon schön, einfach manchmal ab und an mir wirklich Mühe zu geben und was Besonderes zu kochen und dann auch nur eine Portion und nicht gleich irgendwie fünf. Sollte ich vielleicht mal machen.
Julia
Nein, ich kann das auch total verstehen. Ich hatte auch schon Zeiten in meinem Leben, da war mir das einfach relativ egal. Ich hatte wenig Zeit und wollte mir da auch gerade keine Zeit nehmen, sondern die Zeit für was anderes verwenden. Und das finde ich auch gut. Aber ich finde es auch total schön, aufwendig zu kochen. Ich koche heute Abend total aufwendig für mit einem ehemaligen Kollegen, mit dem ich befreundet bin jetzt. Und ja, habt ihr auch eine – das ist auch nicht minimalistisch, aber anders dann schon – eine Nudelmaschine, die ich tatsächlich sehr oft benutze.
Marion
Oh, frische Nudeln!
Julia
Ja, und das ist tatsächlich, wenn man sehr günstig und trotzdem ganz fancy kochen möchte, eine tolle Option, irgendwie selbstgemachte Ravioli zu machen. Und wenn man ein bisschen Übung hat, geht das eigentlich auch sehr schnell.
Marion
Und was kochst du denn dann genau, wenn du jetzt schon „sehr fancy" sagst?
Julia
Na ja, also was heißt? Also auf jeden Fall mehr fancy als fünf Tage One Pot.
Marion
Ja gut, fancy ja geht immer.
Julia
Ja, es ist jetzt allerdings nicht vegan, sondern vegetarisch Und zwar gibt es als Vorspeise … Also, Artur, solltest du das hören? Das ist der Menüplan. Es ist so ein Herbst-Sommer-Menü, also ein Sommer-Abschiedsmenü mit karamellisierten Ziegenkäse auf Apfelschlitzen mit pinkem Pfeffer als Vorspeise. Dann Kürbis-Pistazien-Ravioli in Portweinsoße als Hauptgericht und Kürbiskernöl-Puffet als Dessert.
Marion
Wow, okay. Ein Mehr-Gänge-Menü. Ja, das ist wirklich fancy. Artur hat es ganz schön gut, glaube ich. Ja, hoffentlich.
Julia
Nein, aber ich finde, ich habe auch von dieser umfassenden Küche ziemlich viele Tricks gelernt, die man auch sehr minimalistisch umsetzen kann. Soll ich da noch ein Beispiel holen? Oder ist das jetzt schon wieder zu lange?
Marion
Nein, hau raus, natürlich.
Julia
Ich weiß nicht, ob du das kennst, dass man so ein Dressing aus der Tahini macht und da einfach noch ein bisschen Knoblauch und Zitrone hinzufügt und Salz und das dann einfach so lange verdünnt, bis es irgendwie eine tolle Konsistenz hat. Und ich finde, diese Sauce kann man irgendwie zu sämtlichen Gemüse-oder Linsen-Gerichten hinzufügen oder als Dressing und hat immer ein tolles Essen.
Marion
Aber muss man die dann in so einem Profimixer eigentlich machen?
Julia
Nein, die mache ich in einem Marmeladenglas.
Marion
Ah, tatsächlich. Weil bei mir manchmal ein Wir stehen da, das verbindet sich irgendwie nicht so gut und dann ist es so ein bisschen kloppig.
Julia
Nein, dann muss man weiter rühren und mehr Wasser nachschütten.
Marion
Du rührst, du schüttelst nicht?
Julia
Nein, du musst es rühren, ja.
Marion
Okay, also mit einem Quill, mit so einem Schneebesen?
Julia
Nein, mit einem Teelöffel. Es ist wirklich ganz einfach, ja.
Marion
Also kein Schneebesen, deswegen hat das bei mir vielleicht nicht so gut funktioniert.
Julia
Ja, du hast das Stressing gleich verschreckt.
Marion
Ja, das ist ja auch Chemie, beim etwas auf … Also Fancy-geren Kochen. Es ist wahrscheinlich ähnlich wie beim Backen, eher noch ein bisschen Chemie. Und ja, wenn man dann den Schneebesen benutzt- Nein, nein, nein, das kannst du schon benutzen, aber du brauchst das einfach gar nicht. Okay. Ich habe bisher die Tahin immer einfach so dazu gegossen.
Julia
Ja, okay.
Marion
In den One Pot, so in die … Das ist super, das anzudicken und das Sättigen dazu machen. Das stimmt. Ja, aber so als Dressing … Dressing ist es natürlich auch schon mal cooler, gerade mit Kindern, die mögen das ja auch nicht, wenn alles so gemischt ist, sondern da muss alles ganz einzeln sein. Und ja, dann ist eine gute Sauce natürlich immer sehr gut. Was ich am Essen generell gut finde, ist, das ist ja so eine ganz wunderbare Achtsamkeitspraxis eigentlich, sowohl das Einkaufen von frischen regionalen Produkten zum Beispiel, dann auch das Schneiden, der ganze Kochprozess, wenn der sich da wirklich Zeit für nimmt und mit seiner Aufmerksamkeit bei dem ist, was man da gerade macht, mit seinen Händen. Das ist ja auch so eine sehr handwerkliche Sache eigentlich. Und mir kommt das manchmal so vor: Ich habe jetzt keinen Garten oder so, was zu wenig von so handwerklichen Dingen in meinem Leben sind. Und deswegen finde ich das eigentlich schön, also eine Methode, mehr auch in den Körper zu kommen und so eine Achtsamkeitspraxis im Alltag zu haben.
Julia
Ja, und also Selbstwirksamkeit vor allen Dingen auch. Also wenn du aus einer Kartoffel und einer Zwiebel, die ja beide roh, so gut wie die Kartoffel, vor allen Dingen komplett unverzehrbar sind, also durch Geduld und wirklich Prozesswissen und Arbeit, die du da reinsteckst, irgendwie eines der besten Gerichte überhaupt machen kannst, das ist schon ganz schön irgendwie an Magie.
Marion
Ja. Dann kommen wir noch mal zurück zum Minimalismus noch noch kurz. Gibt es denn etwas, wofür du gerne Geld ausgibst?
Julia
Essen war jetzt ein Thema, obwohl ich da auch zeitweise sehr wenig Geld für ausgegeben habe, weil wir ein paar Jahre sehr erfolgreich containert haben, also Lebensmittel gerettet. Und sonst habe ich ein Hobby, dem ich relativ exzessiv nachgehe, und zwar ist das Ballett. Das ist jetzt nicht so ein Trend-Hobby, das habe ich mir auch irgendwie nicht ausgesucht. Das war schon immer in meinem Leben und das mache ich total gerne. Und da war schon immer klar, egal, wie wenig Geld ich habe und wenn ich nur noch Nudeln mit Ketschup esse, also das muss stattfinden. Und sonst sind das Freunde, Sozialveranstaltungen, Freunde besuchen und Urlaub, aber gerne auch in Kombination mit Freunden zusammen. Wir mieten da jedes Jahr mit einer sehr großen Gruppe, suchen wir uns ein Ferienhaus und schwelgen im Luxus, der am Ende halt sehr wenig kostet, weil wir einfach so viele sind und so eine tolle Gruppendynamik einfach haben.
Marion
Das ist eine großartige Idee. Im Luxus, jetzt habe ich mir direkt eine Villa mit einem Never „Never-ending-Pool“, oder wie heißt das?
Julia
Nein, aber mit einem „Never-ending-Grundstück“, wo man sich denkt: „Okay, wow, mehrere Hektar? Jetzt hier ist der Olivenhain und dort drüben…“ Also das ist so wunderschön, was man da irgendwie an Häusern in in Südfrankreich, in Spanien, in Italien, mieten kann, wenn man sich nicht darauf beschränkt, dass es direkt am Meer sein muss. Und da hat man immer einen Pool und diese Gärten, wo dann wieder Hopfe durchspringen und Rehe und man Man will das Grundstück gar nicht verlassen, weil man sich denkt: „Ah ja, Garteneden, ich bin zurück. Ist total schön hier. Und am Ende zeigt man dann irgendwie so mit allem Essen und allem Luxus und allen alkoholischen Getränken, die man sich gegönnt hat, so 300 Euro pro Person. Was? Ja.
Marion
Oh, für eine Woche, oder wie? Ja, für eine Woche.
Julia
Was?
Marion
Das ist eine großartige Idee. Das ist ja wirklich günstig und nach Spanien oder Frankreich kommt man ja auch relativ schnell.
Julia
Ja Ja, letztes Mal sind wir tatsächlich komplett öffentlich angereist ins hinterletzte französische CAF. War auch ein bisschen anstrengend, war aber auch ein bisschen lustig.
Marion
Und wie viele Leute seid ihr dann so?
Julia
Jetzt waren wir, glaube ich, zwölf vier Erwachsene und vier Kinder.
Marion
Ja, für Kinder ist das natürlich auch großartig. Oder so was müsste ich auch mal machen.
Julia
Ja, das ist total toll. Das ist meine Art von … Ich gehe sonst noch campen mit meinem Freund, das mag ich auch sehr gerne, aber diese Ferien Einhaus, Urlaube, das machen wir seit mehreren Jahren. Das ist wirklich immer total schön. Und das Tolle ist: Es gibt in größeren Gruppen viel weniger Reibereien oder Konflikte, weil man immer jemanden findet, für was für was Aktives oder für was Ruhiges. Und daher kann jeder die ganze Zeit immer machen, was er sie will und die anderen Leute auch. Und es geht total gut zusammen.
Marion
Ja, das ist echt eine gute Idee, gerade auch mit den Häusern, die nicht direkt am Meer sind. Und da braucht man auch kein Haus zu kaufen. Viele Menschen denken ja auch, sie bräuchten ein Ferienhaus irgendwo an der Adria oder so. Aber ich habe mich immer gefragt: „Ja, warum muss man denn das besitzen? Man kann das doch auch mieten und dann hat man „Mächstes Jahr kann man irgendwo anders hinfahren.
Julia
Ja, wir haben das auch mal durchgerechnet, auch wenn man sich einen Camper anschafft, zum Beispiel, wie irrational oder unökonomisch das ist. Wir haben dann so gegen gezeichnet, wie viele Ferienhäuser man sich mieten könnte in der Zeit. Das ist ganz absurd.
Marion
Und man muss die ganze Zeit damit fahren, ja auch. Man muss ja auch noch von A nach B kommen.
Julia
Ja, total.
Marion
Und ich persönlich finde jetzt Autofahren nicht so toll. Also mir macht das keinen Spaß, mir wird schlecht, ich kann nicht lesen.
Julia
Oh nein. Also mein Freund hat tatsächlich einen Camper. Jetzt wirkt das so ein bisschen opportunistisch. Ich bin total dagegen, aber ich nutze ihn natürlich trotzdem, weil das auch seinen Das ist seine große Sache und ich bin da mit dabei. Und wir gestalten das Fahren und auch diese langen Zugfahrten einfach so, dass der Urlaub ab dem ersten Tag sofort beginnt und dann fährt man nur eine halbe Stunde. Und wenn man sich dann denkt, jetzt ist dringend Zeit für ein Eis, dann hält man an und isst dieses Eis und verbringt seinen ersten halben Tag im Vorort der Stadt und splittet auch diese Bahnfahrten und übernachtet dann mal in irgendeinem lustigen Dorf oder bleibt noch eine Nacht in Paris. Das ist eigentlich total langsames Reisen. Da sieht man viel mehr, als wenn man mit einem Flugzeug auf die andere Seite der Welt fliegt, finde ich.
Marion
Ja, ich finde auch, Fliegen … Ich mache das zwar immer manchmal, aber ich finde es auch so anstrengend, irgendwie dieses Warten. Man merkt, das ist so erschöpfend, für mich zumindest. Und wenn ich dann da angekommen bin, dann brauche ich erst mal eine ganze Weile, bis ich da wirklich angekommen bin, so wie dieser Indianerspruch. Kennst du sicher, wo der das erste Mal mit der Bahn gefahren ist oder so, mit der Eisenbahn und da wartet, bis seine Seele hinterhergekommen ist und so viel Stimmer. Noch kommt mir das beim Fliegen Ja, ich habe immer das Gefühl, ich muss warten, bis meine Schleimhäute hinterhergekommen sind, weil man ja an Flughäfen – das ist ja dieser Marc-Ove-Klingenspruch –, dass man da testet, was man den Leuten alles zumuten kann, indem man ihnen alles zumutet.
Julia
Gemutet, zum Beispiel, dass man sie in diesen durchklimaanlage-isierten Flugzeugen zu kleinen Dörflaumen verschrumpeln lässt, indem man alle Feuchtigkeit aus der Luft zieht. Also ja, nein, nicht schön. Aber Bahnfahren kann auch sehr anstrengend sein, muss man leider sagen.
Marion
Ja, vor allem in Deutschland.
Julia
Ja, derzeit ist das nicht so gut, aber es kann auch sehr lustig sein.
Marion
Ich wollte jetzt gerade noch was sagen, das ist mir jetzt entfallen.
Julia
Das ist eine kleine Essenspause für alle Zuhörendinnen.
Marion
Eine kleine Essenspause, genau. Ich hatte die Idee gerade auch so eine Reisefeld anzubieten für Zuhörer:innen dieses Podcasts. Also wenn da jemand Interesse hat, auch mal mit mir und meiner Tochter und anderen Leuten zusammen so ein Haus zu mieten. Vielleicht will Julia ja auch mitkommen.
Julia
Ja, du kannst auch gerne bei uns mitkommen. Das ist doch noch besser. Das ist eine lustige Truppe. Aber es gibt ja auch manchmal tatsächlich diese Angebote, so Ferienlager für Erwachsene. Nein, kennst du das?
Marion
Das klingt eigentlich schräg.
Julia
Nein, kenne ich nicht. Nein, ich glaube, das ist eigentlich total lustig, wo es dann wirklich so ein Zeltlager gibt und man ist halt den ganzen Tag draußen und macht lustige Sachen. Und ich kenne das aus meinem Freundeskreis, dass viele Leute statt einer großen Hochzeit, also manchmal statt oder manchmal auch einfach trotzdem, so ein Liebesfest oder ein Festival of Love oder so was machen, wo alle Leute zusammenkommen für drei Tage irgendwo campen. Jeder hilft Man findet irgendwas mit, jeder macht was. Manche Leute bieten Workshops an, andere Leute machen Musik und man kann immer so mittendrin sein oder irgendwo am Rand. Man kann sich zurückziehen, man kann dabei sein. Man muss sich nicht irgendwie besonders aufbrätseln, weil alle sind eh am Campen. Das heißt, man hat eine Fließjacke an und setzt sich eine lustige Sache auf den Kopf. Und diese Veranstaltung fand ich immer total toll und inspirierend. Sie sind nicht teuer, sie sind natürlich irgendwie aufwendig, aber sie bleiben auch im Gedächtnis.
Marion
Ja „Ah, wenn ich mal heirate, mache ich auch so was. Ich fand das immer so absurd. Das ist ja auch fast wie, nicht wie ein Haus kaufen, aber schon eine richtige Investition, so eine Hotelsfeier. Ja, 15.000.
Julia
Euro locker. Was? Oh, krass. Ja, ja.
Marion
Also … Okay, ich bin ja nicht auf dem Laufenden anscheinend, aber wow.
Julia
Oder, ja Gott, für einen Kleinen kommst du vielleicht auch mit 5.000 bis 10.000 Euro aus, aber es sind trotzdem … Also frag mal, was so drei Gänge in einem Wir machen ein Restaurant schon kosten pro Person plus Getränke. Stimmt. Und wenn du dann nicht nur … Also es ist schon schwierig, sich da zu beschränken auf wenig Leute. Die bringen auch immer noch ihre Partnerinnen und ihre Kinder mit. Und dann wird es jung heiraten, wenn es noch nicht so viel Kinder und Partnerinnen gibt. Das ist da, glaube ich, die Empfehlung.
Marion
Na ja, aber die Leute, die kommen, da gibt es auch diese ungeschriebenen Gesetze, wie viel man dann zu bezahlen hat und so weiter.
Julia
Ja, ich finde das auch schwierig, weil mich hat das ereilt in einer Phase, wo ich wirklich gar kein Einkommen hatte für ein paar Monate. Und da war ich irgendwie den Sommer auf vier Hochzeiten eingeladen und da muss man auch noch anreisen und Hotelübernachtungen zahlen. Und ja, schwieriges Thema.
Marion
Das ist echt eine Investition dann, ja.
Julia
Ja, also ich glaube, das ist ein bisschen … Nein, also wenn die Leute davon träumen und dass ihr großer Wunsch ist, sollen sie das Ich möchte, dass niemandem irgendwie Madik machen, aber ich habe manchmal das Gefühl, so wie die Leute sich irgendwie einen Hund kaufen, weil sie denken, dann gehe ich jeden Tag spazieren und bin total sportlich, oder ein ganz fancy Fahrrad, weil sie dann denken, dass sie dann jeden Tag fahren und dann sind sie sportlich, machen sie diese Hochzeit, weil dann investieren sie ganz viel und dann wird das eine gute Ehe oder eine gute Beziehung. Also vielleicht ist das so eine Art …
Marion
Ja, das hat ja damit auch zu tun. Ja, stimmt.
Julia
So ein Ablass. Also ich zahle das Fitnessstudio, ich gehe zwar nicht hin, aber ich habe es schon mal bezahlt. Ich habe schon mal die Möglichkeit, das zu machen.
Marion
Was ich noch fragen wollte: Wenn du jetzt sagen könntest, wie so ein ganz idealer, perfekter Tag in deinem Leben aussehen würde, was würdest du dann machen?
Julia
Da würde ich auf jeden Fall zum Ballett gehen. Da habe ich auch viele Bekannte und Freundinnen, bin da einfach total gerne. Und danach würde ich mich in der Stadt mit sehr vielen unterschiedlichen Leuten treffen. Ich liebe das auch, es auch unminimalistisch, so von Treffen zu Treffen zu laufen, auf dem Weg dahin noch jemanden zu treffen und denjenigen mitzuschleppen. Das wäre ein optimaler Tag. Oder halt draußen in der Natur, in den Bergen – ich war jetzt letzte Woche erst in den Bergen – da haben wir eine wahnsinnig lange Wanderung gemacht und obwohl ich körperlich aufgrund von Corona gerade wo ich so fit bin, war das einfach total schön, dann da alleine auf so einem Gipfel zu sitzen und so eine kleine Mittagspause zu machen und so ein paar Snacks zu verzehern. Da ist das Essen wieder, das muss immer dabei sein Ja, genau. Das sind die optimalen Tage oder halt so einen Ferienhaustag mit meinen Freundinnen.
Marion
Ja, so sieht das aus. Ja. Also du magst das auch gerne, da, wo du wohnst, wenn du da so verschiedene Leute kennst und die zwischendurch triffst und auf dem Fahrrad bist und dann so „Hallo und hey und …“
Julia
Ja, total.
Marion
Dieses Gemeinschaftsgefühl, so dass man irgendwo … fehlt gerade das Wort, aber ja, doch. Vielleicht dieses Ursprünglich, wie das mal war, auf dem Dorf zu wohnen oder so?
Julia
Ja, ich wohne in München. Das ist ja eh bekannt als großstädtisches Dorf. Das ist ja relativ klein, also im Verhältnis zu anderen Großstädten.
Marion
Ja, aber ich habe versucht, das auch so zu machen. Dann kenne ich den Friseur und der winkt mir dann immer zu, obwohl das ist nur ein Männerfriseur. Ich war da noch nie, ich habe auch noch nie mit dem geredet, aber er winkt mir immer zu, wenn ich daran vorbeigehe oder fahre. Ich finde das einfach total cool und ich kenne den Postboten.
Julia
Ja, ich auch. Mit dem rede ich auch immer.
Marion
Ja, oder der Nachbar gegenüber, der guckt immer aus einem Fenster, liegt da auf so einem Kissen und raucht. Und einmal waren irgendwie so seltsame Gestalten in der Straße unterwegs und ich dachte schon: „Die sind irgendwie komisch. Was machen die? Und dann hat der Nachbar der Rauchende, mir am nächsten Tag erzählt, dass diese drei Gestalten versucht haben, das Fahrrad meiner Tochter zu klauen. Oh, wow! So ein Kinderfahrrad, jetzt für drei, vier-Jährige. Also allen ernst, das wäre klaut Ein Kinderfahrrad.
Julia
Besoffene, die da drauf, die sagen: „Das wäre jetzt voll lustig.
Marion
Nein, die waren nicht besoffen. Ich habe die Gestalten vorher gesehen. Auf jeden Fall hat der Nachbar dann dafür gesorgt. Der hat die dann vertrieben, da von seinem Kissen raus. Ja, und so was finde ich einfach total cool. Das kann man auch in einer Großstadt haben. Man muss einfach nur ein bisschen mit offenen Augen durch die Welt gehen und sich nicht immer unter irgendwelchen riesigen Kopfhörern verschanzen. Und dann kriegt man auch was mit von den Leuten, dann erkennt man die auch wieder. Weil natürlich, es sind immer dieselben Leute, die in meiner Straße rumlaufen: „Woher sollen da auf einmal tausend andere herkommen? Aber die sehe ich nicht, wenn ich immer nur gar nicht darauf achte Ja, total.
Julia
Ich mag das auch mega. Und für mich ist es … Also vorher gibt es eigentlich auch kein Heimat-oder zuhausegefühl, wenn ich das nicht in einer Stadt irgendwie aufgebaut habe, dass ich da durchgehen kann und Leute treffe oder mir Leute zuwinken. Das finde ich auch total schön.
Marion
Ja, man kann das eigentlich überall haben. Also dafür muss man nicht, keine Ahnung, nach Buchstehude ziehen, sondern das kann man eigentlich in jeder Stadt haben, wenn man einfach nur ein bisschen offen ist.
Julia
Ich glaube, Buchstehude ist da gar nicht so gut, weil es da zu viele so abgeschlossene Einfamilienhäuser gibt, mit so Hecken, wo man sich gar nicht mehr so gut sieht.
Marion
Ja, so norddeutsch eben. Ja. Okay, gut Julia. Dann möchtest du noch etwas mit den Hörer:innen teilen, noch irgendwas sagen zu Minimalismus, worüber wir bisher noch nicht gesprochen haben?
Julia
Oh Gott, eine Botschaft. Ja, eine Botschaft. Nein, ich möchte eigentlich nur alle Leute ermutigen, sich ihr Leben anzuschauen und sich zu fragen, ob sie alle konventionellen Dinge, ob sie die auch gut finden oder ob sie manche Sachen nicht gut finden und sich auch mal zu trauen, Sachen anders zu machen und darüber zu reden, weil meistens führt das zu Kommunikation oder vielleicht auch zu Belustigung, aber das ist auch immer was wert, wenn jemand irgendwie was Unterhaltsames erzählt. Aber das führt auch zu irgendwie Bewegung und Inspiration und ich glaube auch zu mehr Zufriedenheit und mehr Glück.
Marion
Oh ja, sehr schön. Okay, dann danke ich dir ganz herzlich für deine Zeit und für die vielen Dinge, die du geteilt hast.
Julia
Ja, danke, dass ich hier so nett eingeladen wurde.
Marion
Ja, und das nächste Mal komme ich mit ins Ferienhaus. Finde ich sehr gut. Mach’s gut, Julia.
Julia
Bis dann. Tschüss!
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