Vielleicht brauche ich das nochmal - elektrische Toilette

„Vielleicht brauche ich das nochmal“

Warum es keinen Sinn macht, Dinge aufzubewahren, weil man sie vielleicht irgendwann nochmal brauchen könnte.

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Transkript

Ich möchte dir von einer Geschichte erzählen, die mir gestern eine Freundin erzählt hat. Und zwar ist ihre Mutter so eine Person, die gerne Dinge aufbewahrt und auch so hortet, für den Fall aller Fälle, falls man das doch mal gebrauchen könnte. Ich hatte das früher auch. Ich habe alles Mögliche aufbewahrt, jedes Häkchen habe ich einsortiert, jedes Ding. Ich habe sogar Schrauben aufbewahrt, schon als Kind. Man kann ja nie wissen, wofür man die mal gebrauchen kann. Auch Kleidung natürlich, wenn man mal renoviert. Oder wenn man mal streicht. Oder zum Umzug. Oder zum Sport oder als Schlafanzug oder was auch immer. Ich habe nie was weggeworfen. Und so geht es der Mutter meiner Freundin auch. 

Vor zehn Jahren oder so hat sie sich eine elektrische Toilette gekauft für die Wohnung, in der sie damals gewohnt hat. Da passten elektrische Toiletten. Ich habe auch vorher noch nie was davon gehört. Die braucht man, wenn irgendwie die Abflüsse, wenn das irgendwie nicht an den normalen Anschluss passt oder wenn da so ganz kleine Abflüsse sind, also die, der Durchmesser ist kleiner als bei gewöhnlichen und da braucht man eine elektrische Toilette. Und die funktionieren anscheinend so, dass die alles, was da hineingeworfen wird, so vorher zermahlen, um das dann einfacher durch diese kleineren Schläuche ableiten zu können. Das hat sie sich gekauft und dann ist sie umgezogen, hat die Toilette mitgenommen. Und wohnte dann acht Jahre in einer Wohnung in Amsterdam mit dieser Toilette zusammen. Sie hat die da nicht benutzt, weil es war einfach eine normale, eine normale Wohnung, wo sie keine elektrische Toilette brauchte. Und die ganzen acht Jahre, die sie in dieser Wohnung gewohnt hat, hatte sie diese elektrische Toilette noch mit bei sich. Genauso wie alle anderen Sachen, die sie nie weggeworfen hat, weil sie genauso wie ich früher alles gehortet hat. 

Und nun hat sie vor kurzem in den Ardennen in Belgien ein Ferienhaus gekauft. Und jetzt rate mal, was in diesem Ferienhaus drin war. Richtig: eine elektrische Toilette, die nicht mehr funktionierte. Und die Mutter meiner Freundin war überglücklich und konnte ihre elektrische Toilette, mit der sie acht Jahre zusammen gewohnt hat, ohne sie zu benutzen, in ihr neues Ferienhaus in den Ardennen einbauen und konnte allen Leuten sagen, „Siehst du, gut, dass ich das nicht weggeworfen habe. Jetzt brauche ich es unbedingt.“ 

Das ist eine scheinbar logische Angelegenheit. Man könnte sagen, gut, dass sie das aufbewahrt hat, Dass sie die Toilette nicht weggegeben hat, damals, als sie die nicht mehr gebraucht hat bei dem Umzug, weil jetzt braucht sie sie ja. Und sie hätte sich total geärgert, wenn sie die nicht mehr gehabt hätte. 

Als erstes habe ich einen Einwand. Okay, sie hatte Glück, dass sie diese Toilette jetzt wirklich braucht, weil sie dieses Ferienhaus gekauft hat. Aber überleg mal, wie viele Sachen du aufbewahrt hast, wenn du auch dazu neigst, Dinge aufzubewahren, weil du die vielleicht auch mal irgendwann brauchen könntest. Wie viele Sachen bewahrst du auf, die du nie wieder gebraust, die du wirklich nie wieder brauchst? Oder wenn du schon mal ausgemistet hast, wie viele Dinge hast du danach wirklich vermisst? Also war das wirklich so, dass du in der Situation warst? Ach, hätte ich das doch jetzt noch. Und wo ist das eigentlich? Nein, das habe ich ja weggeworfen. Ach, und hätte ich das noch. Das wäre ja so praktisch und ach schade. 

Ich habe ja schon mal erzählt, dass ich von all den Sachen, die ich weggegeben, weggeworfen, verschenkt, verkauft, wie auch immer, die ich losgeworden bin, dass ich nur eine einzige Sache bereue, dass ich sie weggegeben habe. Und das ist meine Spieluhr, die ich als Kind hatte. Von den ganzen anderen Sachen habe ich nie was vermisst. Und ich hatte echt viele Sachen. 

Also die hatte Glück mit ihrer elektrischen Toilette, dass sie die jetzt wirklich einbauen konnte in ihrem neuen Haus. Aber die meisten der Dinge, die sie aufbewahrt und die sie hortet, die wird sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht noch mal gebrauchen. Mein zweiter Einwand oder wie ich dieses Argument „vielleicht brauche ich das ja noch“ entkräften möchte, ist, dass man das Geld auch einfach anlegen kann. Also angenommen, die Mutter meiner Freundin hätte die elektrische Toilette verkauft, anstatt acht acht Jahre mit ihr zusammen zu wohnen und wir rechnen das mal durch. 

Angenommen, sie hätte das Geld in einen ETF angelegt. ETF ist die Abkürzung für Exchange Kredit Funds, also Börsen gehandelte Indexfonds. ETFs bilden die Wertentwicklung eines Indizes ab. Also ein Index ist zum Beispiel der DAX oder der Dow Jones. Viele ETFs zum Beispiel auf den, mit dem ich das jetzt durchrechnet der MSCI World. Das ist ein sehr großer ETF, der bildet den Weltmarkt ab, also fast alle Indizes, die es auf der ganzen Welt gibt, also dass sie dort eine Volkswirtschaft bezogen wie auf den DAX in Bezug auf Deutschland oder Dow Jones in Bezug auf die USA, sondern auf fast die ganze Welt. Ja, und ETFs verbinden eigentlich die Vorteile von klassischen Fonds und Aktien. Und wenn du mehr darüber erfahren möchtest, kannst du das kannst du gerne meinen Artikel lesen, Frugalismus für Anfänger heißt der, den verlinke ich auch in den Shownotes. Da habe ich noch ausführlicher über ETFs und die die Vorteile einer Geldanlage in und mit ETFs geschrieben. 

Also angenommen, wir verkaufen jetzt die elektrische Toilette und legen das Geld als Einmalanlage in einen ETF an. Elektrische Toiletten sind ziemlich teuer, wie meine Freundin meinte. Also nehmen wir mal an, die ihre Mutter hätte die Toilette vor acht Jahren für 1.000 € verkauft und hätte das angelegt. Die Wertentwicklung nach Abzug der Kosten wird konservativ bei 4,5 % pro Jahr angesetzt. Also wie gesagt, das ist konservativ. De facto waren es zwischen 1975 und 2019 ganze 9 % bei dem bereits erwähnten MSCI World. Rechnen wir mit 4,5 %, dann beträgt der Wertzuwachs nach acht Jahren tatsächlich 416 €. 

Und du musst nichts dafür machen. Du hast einmalig diese 1.000 € von der Toilette angelegt und hast nach acht Jahren 416 € mehr, insgesamt also 1.401 €. Der Gesamtwert, das sind ist etwas weniger, als wenn man jetzt die 1000 plus 416 zählt, weil dann noch ein Ausgabeaufschlag von 1,5 % abgezogen wird. Rechnen wir das nicht mit 4,5 % Wertentwicklung, sondern mit 9 %, wie es ja de facto war, zwischen 75 und 2019. Dann sind das ganze 978 € Wertzuwachs und ein Gesamtwert von 1.963 €. Also das Ding hat sich fast verdoppelt. Davon hätte sie sich wahrscheinlich eine ganz tolle neue elektrische Toilette kaufen können oder etwas anderes. 

Damit komme ich jetzt zum dritten Einwand gegen dieses Argument „Vielleicht brauche ich das nochmal“. Wie hat sie sich wohl gefühlt, diese Frau, die die ganzen acht Jahre in ihrer Amsterdamer Wohnung mit einer elektrischen Toilette zusammen gewohnt hat? Okay, natürlich stand die nicht im Wohnzimmer. Das ist schon logisch. Wahrscheinlich in irgendeiner Abstellkammer. Aber sie wusste doch, dass sie da ist. Diese Dinger bemerken wir ja. Ich will jetzt keine Theorien aufstellen über Energien usw., aber irgendwie ist es doch so, dass Dinge, die uns umgeben, bestimmte Energien aussenden. Also wenn du in einem Raum bist, wo alles rumsteht, alles rumliegt, lauter Krempel steht, dann fühlst du dich anders, als wenn der Raum geschmackvoll eingerichtet ist, mit ein paar Dingen, die irgendwie gut passen und die dir gefallen, die in angenehmen Farben sind. 

Und so merkt man auch, wenn auf dem Dachboden oder in der Abstellkammer, wenn eine elektrische Toilette die ganze Zeit da steht, die man nicht benutzt. Oder wenn ein anderer Krempel lagert, der nicht verwendet wird. Also es ist nicht nur diese finanzielle Seite. Sie hätte nicht nur das Ding verkaufen können und hätte ziemlich viel Geld dabei herausbekommen, sondern es schränkt in gewisser Weise den Lebensstandard tatsächlich ein, wenn man sich mit so viel toten Dingen umgibt. Das ist zumindest meine Erfahrung. Es mag Menschen geben, die sind da ganz unempfindlich, denen ist das egal. Oder die finden das gerade besonders toll, wenn überall Dinge herum liegen. Ich kenne solche Menschen, aber die hören wahrscheinlich keinen Minimalismus-Podcast. 

Besitzt du Sachen, die du nicht benutzt, aber aufbewahrst, „für den Fall aller Fälle“? Oder hast du schon einmal etwas ausgemistet, das du anschließend vermisst hast? Ich bin gespannt auf deinen Kommentar!

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Marion

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